Nr. 58

Artikel von

Dr. Stella Nkenke

& Betty Niederauer
„Trauma ist nicht das, was uns passiert, sondern das, was in uns geschieht als Folge dessen, was uns passiert.“
— Gabor Maté
Mit diesem prägnanten Satz bringt der ungarisch-kanadische Arzt Gabor Maté einen tiefgreifenden Perspektivwechsel im Verständnis von Trauma auf den Punkt. Nicht das Ereignis alleine macht etwas traumatisch, sondern die Art und Weise, wie unser Organismus darauf reagiert. Manchmal können Körper und Psyche gut damit umgehen, manchmal entsteht Überwältigung. Das bedeutet: Trauma ist sehr individuell und häufig auch zutiefst körperlich.
Diese Sichtweise steht im Einklang mit aktuellen Erkenntnissen aus Medizin, Psychotherapie, Neurobiologie und Körpertherapie – und sie verändert die Haltung in der Arbeit mit traumatisierten Menschen grundlegend. Besonders für Ärzt:innen und Psychotherapeut:innen wird damit deutlich: Es geht nicht nur um die Frage, was passiert ist, sondern was wir heute tun können, um Heilung zu ermöglichen.
Trauma ist allgegenwärtig – auch im medizinischen und psychotherapeutischen Alltag.
Das Wort "Trauma" hat seinen Ursprung im Altgriechischen und bedeutet Wunde oder Verletzung. In den Praxen, Ambulanzen, Kliniken begegnen Ärzt:innen häufig Patient:innen nach Unfällen sowie Gewalt und versorgen primär die organischen Traumata. Nur durch Heilen der organischen Symptomatik ist die Psyche noch nicht per se wiederhergestellt. Oftmals rücken körperliche Symptome, somatische Beschwerden, chronische Schmerzen oder diffuse psychische Belastungen in den Vordergrund.
Psychotherapeut:innen, Psycholog:innen und Fachpersonen an Beratungsstellen begegnen ebenfalls häufig Menschen mit traumatisierenden Erfahrungen – sei es durch Vernachlässigung, Verlust, chronische Krankheit, Flucht oder Krieg. Für diese stellt sich dann die Frage, wann und wie ein traumatisches Erleben bearbeitet werden kann.
Wie kann Raum entstehen, der gleichzeitig stabilisierend, öffnend und heilsam wirkt?
Vom 19. bis 22. März 2026 lädt die M.E.G. – Milton Erickson Gesellschaft für Klinische Hypnose zur Jahrestagung nach Kassel ein – unter dem Titel:
„Trauma, Trance und Therapie: Der Körper im Fokus“
Dort widmen wir uns dem Zusammenspiel von Körper, Bewusstsein und Unbewusstem. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie sich therapeutische Trancezustände nutzen lassen, um Zugang zu jenen tiefen Schichten des Erlebens zu gewinnen, in denen Trauma gespeichert werden. Gibt es körperlich-emotionale Spuren im Nervensystem und wie erreichen wir diese?
Eines ist inzwischen unumstritten: Trauma ist kein rein psychisches Phänomen, auch wenn es sich häufig als Hyperarousal, als Bindungsstörung und mangelnde Selbstregulation manifestieren kann. Körperliche Symptome wie Störungen der Verdauung, des Schlafes sowie der Immunregulation können ebenfalls auf ein Trauma hindeuten. Wer gut informiert mit traumatisierten Menschen arbeiten will, holt den Körper mit ins Boot.
Die Tagung bietet einen fundierten, praxisnahen und interdisziplinären Zugang zu traumatherapeutischen Ansätzen.
Neben theoretischen Impulsen liegt der Fokus auf der praktischen Umsetzung:

© Martina Schrenk
Antworten auf diese und andere Fragen geben 17 Hauptvorträge und rund 85 praxisorientierte Workshops aus Hypnotherapie, Psychotraumatologie, Körperpsychotherapie, Medizin, Sozialarbeit, Pädagogik und Forschung. Diese werden geleitet von erfahrenen Expert:innen aus dem deutschsprachigen sowie internationalen Raum. Die vorgestellten Methoden – darunter Hypnotherapie, Ego-State-Therapie, EMDR, PITT, Polyvagaltheorie, PEP, Somatic Experiencing u. v. m. – sind aufeinander abgestimmt oder stehen sich teils auch gegenüber. Viele davon lassen sich direkt in den jeweiligen Arbeitskontext übertragen.
Die Tagung bietet für alle, die mit Menschen arbeiten, Gelegenheit zur Vertiefung und Reflexion der eigenen Praxis: Wie lassen sich in diesem schwierigen Kontext Ressourcen aktivieren, ohne alte Wunden zu aufzureißen? Wie kann darüber hinaus Trance und Hypnose genutzt werden, um einen heilsamen Kontakt zum inneren Erleben herzustellen?
Ein besonderer Fokus unserer Jahrestagung liegt wie immer auf der Verbindung von Theorie und Selbsterfahrung. Viele Workshops beinhalten Übungseinheiten, Live-Demonstrationen und Kleingruppenarbeit. So entsteht ein lebendiger Lernraum, in dem Sie nicht nur neues Wissen erwerben, sondern es auch im eigenen Erleben verankern können.
Abgerundet wird unsere Tagung durch ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm:
Wir laden Sie ein:
Impulse, die bewegen – Hauptvorträge auf der M.E.G.-Jahrestagung 2026
Die M.E.G.-Jahrestagung 2026 bringt renommierte Persönlichkeiten aus Psychotherapie, Medizin, Hypnotherapie, Neurobiologie und Körperarbeit zusammen.

© Martina Schrenk
Unsere Hauptvortragenden:
Donnerstag, 6 Vorträge

© Martina Schrenk
Freitagvormittag, 4 Vorträge
Freitagnachmittag, 1 Vortrag

© Martina Schrenk
Samstag: Der wissenschaftliche Vortrag MEGscience
Sonntag: Vortragsreihe mit medizinischem Schwerpunkt: Medizin & Hypnose
Abschlussvortrag am Sonntag
Selbstverständlich wird die Tagung wie jedes Jahr mit Fortbildungspunkten akkreditiert sein. In der Regel erhalten wir 28 Punkte für die Gesamtveranstaltung.
Also, kommen Sie zur nächsten M.E.G.-Jahrestagung der M.E.G.! Wir freuen uns auf Sie.

© Martina Schrenk