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Vereinszeitung der Milton Erickson Gesellschaft

 Nr. 58

Medienschau & Rezensionen

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Agnes Kaiser Rekkas

Die Farben von Amalfi - Suggestionen in der Hypnose - sensibel, stimmig, sinnvoll

Carl-Auer-Verlag, 2025

von Kaltrina Gashi & Bernhard Trenkle

Agnes Kaiser Rekkas legt mit Die Farben von Amalfi ein neues Meisterwerk vor. Die Autorin demonstriert hervorragend, wie Suggestionen therapeutische Botschaften transportieren. Das Buch schult die Fähigkeit, treffsichere Suggestionen zu finden, die bewusst wie unbewusst angenommen werden und gezielt Wirkung entfalten. Das Buch enthält über 60 ausführliche Hypnoseanleitungen, wobei jeweils die relevanten Suggestionen markiert sind.

Im HypnoTalk, einem gemeinsamen Projekt der Milton-Erickson-Gesellschaft und des Carl Auer Verlags, wurde Agnes Kaiser Rekkas hierzu von Matthias Ohler interviewt. Die Interviews beim diesjährigen HypnoTalk sind alle auf unserem YouTube-Kanal veröffentlicht: Agnes Kaiser Rekkas, Astrid Keweloh, Elsbeth Freudenfeld und Birgit Hilse, Stella Nkenke, Timo Nolle, Claudia und Heleane Reinicke, Uwe H. Ross und Raphael Kolic.

Daniela Leidig

Wünschen geht immer

Carl-Auer-Verlag, 2024

von Nadine Reiband

Die beiden Kinder Jonas und Ida lieben ihre Tante Gianni über alles. Und jede Sekunde, die sie mit ihr verbringen können. Wie traurig ist es, als die Tante ins ferne Rom zieht. Und wie endlos lange die Zeit bis Weihnachten, bis man sich wieder sieht. So groß ist der Wunsch, die Tante doch schon früher zu sehen. Wie? „Wünschen geht immer!“ ?

Zauberhaft beschreibt die Autorin in ihrem Buch, dass es immer möglich ist, zu wünschen und was dann passiert - und wie gut es sich anfühlt, wenn Wünsche in Erfüllung gehen. Da weiß man beim Lesen mitunter gar nicht mehr, ob es nun wirklich passiert ist, sie in Rom sind, oder ob sie sich noch auf dem Hermannsplatz befinden, dem Spielplatz, zuhause. Jedenfalls riecht man das andere Leben in Italien förmlich und genießt das bunte Zusammensein mit Tante Gianni und ihren Freunden im warmen Hinterhof. War es nun Traum oder Realität fragen sich die Kinder, finden Blätter und Samen vom alten Mann aus Rom in ihrer Tasche. Und schneller als man denkt ist Weihnachten da. Wünschen geht immer und Realitäten sind formbar.

Ein besonderes Buch über die Kraft und die Macht des Wünschens und der Gedanken und auch über die Kraft und die Bedeutung von starken Bindungen und Beziehungen.

Don Trent Jacobs & Bram Duffee

Jedes Wort zählt - Kommunikation mit Patienten in der Rettungs- und Notfallmedizin

Carl-Auer-Verlag, 2025

von Kaltrina Gashi & Bernhard Trenkle

Mit besonderer Spannung wurde ein weiteres Buch erwartet: Jedes Wort zählt - Kommunikation mit Patienten in der Rettungs- und Notfallmedizin. Prof. Dr. Dr. Ernil Hansen, ehemaliges Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Milton Erickson Gesellschaft und Träger des Milton-Erickson-Preises 2022, hat diese Edition sorgfältig begleitet und kommentiert. Die Autoren, Don Trent Jacobs und Bram Duffee, bereiten allen in Notfall- und Rettungsmedizin Tätigen einen Weg, Erfahrungen und Erkenntnisse aus moderner klinischer Hypnose und Hypnotherapie in der Kommunikation mit Notfallpatienten nachvollziehbar, einfühlsam und wirksam umzusetzen. Beide verfügen über immense Erfahrung in Praxis und Weiterbildung. Ein Gespräch mit Bram Duffee und Don T. Jacobs ist ebenfalls im HypnoTalk zu sehen und als Podcast zu hören bei Carl-Auer Sounds of Science.

Uwe H. Ross

Der Tinnitus ist nicht das Problem – Gut leben mit moderner Hypnose

Carl Auer Verlag, 2024

von Kaltrina Gashi und Bernhard Trenkle

Uwe H. Ross ist habilitierter Facharzt für HNO-Heilkunde, Psychotherapeut und Lehrender im Bereich Medizinische Hypnose. Mit fundierter Erfahrung in somatischer wie psychischer Therapie entwickelt er integrative Behandlungsansätze für komplexe Störungen wie Tinnitus. In seinem Buch vermittelt er aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse über Tinnitus, Hyperakusis und Misophonie – und zeigt, wie stark deren Wahrnehmung von emotionaler Bewertung abhängt. Im Zentrum steht ein innovatives hypnotherapeutisches Selbsthilfeprogramm, das Betroffene durch Übungen und Audio-Trancen dabei unterstützt, ihr Wohlbefinden zu stärken und den Leidensdruck spürbar zu reduzieren. Das Buch macht Mut und beweist: Tinnitus ist veränderbar – und Behandlung möglich.

Amir Raz

The Suggestible Brain: The Science and Magic of How We Make Up Our Minds

Balance Verlag, 2019

von Kaltrina Gashi und Bernhard Trenkle

Amir Raz, ein weltweit anerkannter Neurowissenschaftler und ehemaliger professioneller Magier, hat seine Expertise aus der Magie und Jahrzehnten an neuropsychologischer Forschung genutzt, um das faszinierende Thema der Suggestibilität zu erforschen. In The Suggestible Brain kombiniert er kognitive Psychologie, Soziologie und Anthropologie, um zu zeigen, wie tief Suggestionen in unser Gehirn eingreifen und unser Verhalten prägen können – und das auf eine Weise, die uns alle betrifft. In seinem Buch deckt Raz auf, wie Suggestionen unser Wahrnehmungsvermögen, unsere Erinnerungen und sogar unsere grundlegenden Werte beeinflussen können. Vom mysteriösen Erfolg von Placebos bis hin zu gefährlichen Manipulationstechniken wie Gaslighting, zeigt er, wie unser Gehirn durch einfache, aber mächtige psychologische Eingriffe gelenkt werden kann. In einem neuen Zeitalter, in welchem Fehlinformationen bewusst eingesetzt werden, erklärt Raz, wie wir uns vor Suggestionen schützen und sie zugleich für positive Veränderungen nutzen können – die perfekte Mischung aus Wissenschaft und Magie.

Milton H. Erickson & Ernest L. Rossi

Der Februarmann - Persönlichkeits- und Identitätsentwicklung in Hypnose

G. P. Probst Verlag, 2024

von Kaltrina Gashi und Bernhard Trenkle

Der Februarmann dokumentiert eine außergewöhnliche hypnotherapeutische Behandlung durch Milton H. Erickson, bei der mittels Altersregression eine junge Frau mit Depression und Wasserphobie ihre traumatische Vergangenheit neu verarbeiten kann. Durch gezielte hypnotische Interventionen – ergänzt um positive, neue Erfahrungen – gelingt es Erickson, eine tiefgreifende Persönlichkeitsentwicklung anzustoßen. Die begleitenden Kommentare von Erickson und Ernest Rossi bieten wertvolle Einblicke in die kreative Denkweise und Methodik Ericksons und zeigen, wie Hypnose über klassische Therapieformen hinaus Bewusstsein und Identität transformieren kann. Das Buch ist eine verdienstvolle Neuauflage dieses lange vergriffenen legendären Klassikers im G. P. Probst Verlag.

Katrin Breitband

Freies Assoziieren in Hypnose - Eine bewährte Intervention für die Ressourcenarbeit neu entdecken

Klett Cotta, 2025

von Kaltrina Gashi & Bernhard Trenkle

In diesem Buch stellt Katrin Breitbach einen praxisnahen Leitfaden für intuitives Arbeiten mit freier Assoziation in Hypnose vor – einer Technik mit psychoanalytischen Wurzeln, die bisher nur selten in der modernen Hypnotherapie eingesetzt wird. Das Buch zeigt anhand zahlreicher Fallbeispiele, wie diese Methode unbewusste Ressourcen aktiviert und kreative Lösungswege fördert. Es richtet sich an Therapeut*innen, die ihre hypnotherapeutische Arbeit erweitern und schulenübergreifend bereichern möchten. Breitbach verbindet fundierte Theorie mit konkreten Anleitungen und zeigt, wie intuitives Arbeiten in Hypnose wirksam in den Therapiealltag integriert werden kann. Priv.-Doz. Dr. med. Katrin Breitbach ist in der Ausbildung von Kolleg*innen in Hypnotherapie bei der DGH aktiv.

Siegfried Stephan

Hypnosetherapie in der Praxis

Lehmanns Media GmbH, 2024

von Kaltrina Gashi und Bernhard Trenkle

Der Leitfaden zur Hypnosetherapie bietet Ärzt*innen und Psycholog*innen eine praxisorientierte Einführung in die medizinische und psychotherapeutische Anwendung von Hypnose – basierend auf dem Curriculum der Deutschen Gesellschaft für ärztliche Entspannungsmethoden (DGäEHAT). Neben einem historischen Überblick und theoretischen Grundlagen vermittelt das Buch Schritt für Schritt das praktische Vorgehen, insbesondere im psychosomatischen Kontext. Es erläutert sowohl direkte als auch indirekte Suggestionstechniken, ihre therapeutischen Möglichkeiten und Grenzen sowie die Kombination mit anderen Verfahren. Die überarbeitete und aktualisierte Ausgabe enthält zudem das aktuelle Fortbildungscurriculum der DGäEHAT und eignet sich ideal für die Weiterbildung und klinische Praxis.

Gary Elkins & Cameron Alldredge

Hypnosis and Hypnotherapy: What You Need to Know

Mountain Pine Publishing, 2024

von Kaltrina Gashi & Bernhard Trenkle

Dieses Buch bietet einen verständlichen Ein- und Überblick in die Welt der Hypnose und Hypnotherapie, indem es komplexe Konzepte klar darstellt und jahrzehntelange, wissenschaftliche Forschung zugänglich in den Kontext stellt.

Es wird unter anderem aufgegriffen, was Hypnose ist und wie sie funktioniert, was während einer Hypnosesitzung passiert und wie Selbsthypnose eingesetzt werden kann. Außerdem geht es auf den Unterschied zwischen Bühnenhypnose und therapeutischer Hypnose ein. Durch die Lektüre erhalten Leser*innen ein fundiertes Verständnis dafür, wie Hypnose und Hypnotherapie in einer Vielzahl an Themenbereichen wie z.B. Gewichtsmanagement, Chronische Schmerzen, Affektive Inbalancen, Hitzewallungen u.v.m. bearbeitet werden kann. Gary Elkins ist ein renommierter US-amerikanischer Psychologe und einer der führenden Experten im Gebiet der Klinischen Hypnose. Er ist Professor für Psychologie und Neurowissenschaften an der Baylor University in Texas und leitet dort das Mind-Body Medicine Research Laboratory. Er ist der Herausgeber des wichtigsten internationalen Hypnose-Journals (IJCEH).

Cameron Alldredge war als PhD Student bei Elkins und Teil des Young Professional Committees der Internationalen Gesellschaft für Hypnose. 

Jan Kruse

Psychedelischer Realismus: Halluzination, Neurodiversität und Phantastik in Prosatexten (1900–1950)

Springer-Verlag, 2024

von Kaltrina Gashi und Bernhard Trenkle

Jan Kruse ist Literaturwissenschaftler und Autor, der sich intensiv mit der Schnittstelle von Literatur, Neurodiversität und Bewusstseinsforschung beschäftigt. Mit seinem interdisziplinären Ansatz bringt er neue Perspektiven in die Analyse literarischer Texte. In Psychedelischer Realismus: Halluzination, Neurodiversität und Phantastik in Prosatexten (1900–1950) entwickelt Kruse ein innovatives Verfahren zur Untersuchung von veränderten Bewusstseinszuständen in literarischen Werken. Dabei fließt nicht nur literaturwissenschaftliches Wissen ein, sondern auch Erkenntnisse aus der Neurophilosophie und Sozialpsychiatrie. Kruse widmet sich der Konzeption eines neuen literarischen Genres, dem psychedelischen Realismus, und untersucht sowohl kanonische als auch weniger bekannte Werke von Autoren wie Thomas Mann, Hermann Hesse und Oscar A. H. Schmitz. Der Fokus liegt auf der ästhetischen Darstellung veränderter Bewusstseinszustände und deren formale sowie inhaltliche Gemeinsamkeiten, was zu einer tiefgehenden, intermedialen Analyse führt – ein faszinierender Blick auf die Literatur der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, der die Grenzen des Realismus erweitert.

Eine ideale Ergänzung ist das im Jahr 2023 im Carl Auer Verlag erschienene Buchs Ketamin und psychoaktive Substanzen in psychotherapeutischen Prozessen (Dirk Revenstorf, Matthias Ohler, Frauke Nees und Bernhard Trenkle), welche sich beide mit veränderten Bewusstseinszuständen und deren tiefgreifendem Einfluss auf Wahrnehmung und Heilprozesse beschäftigen. Während die therapeutische Nutzung von Ketamin in der Hypnose von Revenstorf, Ohler, Nees, Trenkle und Kolleg*innen untersucht wurde, um den Zugang zu unbewussten Ebenen zu erleichtern, analysiert Kruse, wie solche Zustände in der Literatur des frühen 20. Jahrhunderts ästhetisch dargestellt werden. Beide Werke eröffnen einen interdisziplinären Dialog, der moderne therapeutische Praktiken und literarische Reflexionen über veränderte Bewusstseinszustände miteinander verbindet.

Michael D. Yapko & Shawn R. Criswell

Trancework: An Introduction to Practice of Clinical Hypnosis

Taylor und Francis, 2025, 6. Auflage

von Kaltrina Gashi & Bernhard Trenkle

Trancework (6. Auflage) ist ein international anerkanntes Standardwerk zur Klinischen Hypnose. Seit über 40 Jahren begleitet es Fachkräfte in Ausbildung und Praxis. Die aktuelle Ausgabe integriert neueste wissenschaftliche Erkenntnisse und behandelt aktuelle Themen wie Trauma, Dissoziation sowie Altersregression und -progression. Besondere „Frames of Reference“-Abschnitte stellen zentrale Persönlichkeiten des Fachgebiets vor. Das Buch bietet einen umfassenden Überblick über therapeutische Einsatzmöglichkeiten von Hypnose, beleuchtet ethische Fragestellungen und vermittelt fundierte, praxisnahe Anwendungskompetenz. Das Buch ist auch ins Chinesische übersetzt und dient dort als eine der Grundlagen für die Ausbildung, die zu einem M.E.G.-Zertifikat führen.

Sylvana Harries 

Die Wissenschaft der Hypnose: Von Mesmer zu Erickson

Tredition Verlag, 2024

von Kaltrina Gashi und Bernhard Trenkle

In Die Wissenschaft der Hypnose bietet Sylvana Harris einen fundierten Überblick über die Entwicklung der Hypnose – von den Anfängen bei Franz Anton Mesmer bis hin zu modernen Anwendungen in Medizin und Psychotherapie. Mit wissenschaftlicher Genauigkeit und Praxisnähe erklärt sie historische Meilensteine, neurobiologische Erkenntnisse und aktuelle therapeutische Einsatzmöglichkeiten. Das Buch richtet sich sowohl an Einsteiger*innen als auch an Fachpersonen und vermittelt ein umfassendes Verständnis der Hypnose als wirksame Therapieform.

François Roustang

Was ist das – die Hypnose?

Turia + Kant Verlag, 2025, Deutsche Auflage

von Kaltrina Gashi und Bernhard Trenkle

François Roustang (1923–2016), französischer Philosoph, Psychotherapeut und Jesuit, war eine Schlüsselfigur in der modernen Hypnoseforschung und wandte sich gegen traditionelle psychologische Deutungen hypnotischer Zustände. Sein Ansatz war radikal: Er verstand Hypnose nicht als Mittel zur Manipulation, sondern als eigenständige Form der Wahrnehmung und Existenzgestaltung. In seinem in diesem Jahr erstmalig auf Deutsch erschienenem Buch Was ist das – die Hypnose? beschreibt Roustang Hypnose als Zustand erhöhter Wachheit, der es Menschen ermöglicht, ihre Beziehung zur Welt und zu sich selbst neu zu gestalten. Statt passivem Einfluss geht es um aktives Erleben und imaginative Selbstermächtigung. Hypnose wird zur Lebenskunst mit einem tiefen Vertrauen in menschliche Entwicklungsfähigkeit.

Georg Milzner

Archetypen in der Familie - Wie unbewusste Bilder die hypnosystemische Arbeit bereichern 

Vanderhoeck und Ruprecht Verlag, 2025

von Kaltrina Gashi und Bernhard Trenkle

In Archetypen in der Familie verbindet Georg Milzner archetypische Urbilder mit hypnosystemischer Familienberatung. Das Buch zeigt, wie tief verwurzelte seelische Muster – die Große Mutter, der Vater-König oder die Heldenreise – unsere familiären Strukturen, Rollen und Herausforderungen prägen. Milzner erläutert, wie diese Archetypen nicht nur entlastende Einsichten in familiäre Konflikte bieten, sondern auch als kraftvolle Ressourcen für Veränderung und Heilung genutzt werden können. Dabei bringt er psychologische, systemische und hypnotherapeutische Konzepte in einen fruchtbaren Dialog und plädiert für ein erweitertes Verständnis von Familiengedächtnis als Teil eines kollektiven Menschheitsgedächtnisses. Ein inspirierendes Buch für alle, die tiefergehende Wege in der Familienberatung suchen.

Hier gibt's eine Leseprobe!

Gabor Filo

Rapid Hypnosis: The Clinician's Guide

Eigenverlagspublikation, 2024

von Kaltrina Gashi und Bernhard Trenkle

Dieses Buch ist ein umfassender Leitfaden für die Anwendung schneller Hypnosetechniken im klinischen Kontext. Das Buch richtet sich an Fachkräfte, die Hypnose effektiv und effizient in der Behandlung von psychischen und physischen Beschwerden einsetzen möchten. Dr. Filo stellt eine Reihe evidenzbasierter Methoden vor, die es Therapeut*innen ermöglichen, Hypnose schnell und zielgerichtet einzuführen, um die therapeutischen Ergebnisse zu verbessern. Es werden sowohl die theoretischen Grundlagen der Hypnose als auch praxisorientierte Ansätze zur Anwendung in klinischen Settings behandelt. Das Werk fokussiert sich auf die Anwendung von Hypnose zur Behandlung von Angststörungen, chronischen Schmerzen und anderen psychosomatischen Beschwerden.

Anmerkung: Im Aufbau und Strukturierung entspricht das Buch vielen selbstpublizierten Büchern dieser Tage. Die Überarbeitung von Fachlektoren täte vielen Eigenverlagspublikationen gut. Die Darstellung der Turbo-Induktion, wie sie von Thomas Stöcker, Albrecht Schmierer u.a. entwickelt wurde, ist z.B. in diesem Buch sehr verkürzt dargestellt. Das macht es oft auch schwieriger, ein Buch für die Übersetzung vorzuschlagen.

Michael Mulvihill

Hypnosaga: Unravelling The Threads of Hypnotic History

Eigenverlagspublikation, 2025

von Thomas Fritzsche

Der Autor selbst hatte um die Besprechung seines Werks gebeten… Ein ganzes Buch über die Geschichte der Hypnose. Hm. Dabei habe ich doch, besonders von Burkhard Peter, schon alles darüber gehört und gelesen. Oder nicht? 

Beim Studieren des Inhaltsverzeichnisses merke ich: Nein. Nicht alles. Das Buch, das ich lesen werde, hat neun Kapitel. Historisch wundere ich mich, dass wir in Kapitel fünf gerade mal bei Braid und Coue ankommen. Ach je – was war denn alles vorher schon?

Wir reisen über Plato, die Ägypter, indische Medizin und einen Engländer, der in Indien „gemesmert“ hat, Asclepius sowie einige Sagen, finden dann natürlich zu Mesmer und zur Kritik an ihm, gehen zu Operationen ohne Narkose, „nur“ mit Trance, dass die Skeptiker dazu meinten, die Patienten würden das nur dem Arzt zuliebe ertragen, weil sie ihn sympathisch finden. Von solchen abenteuerlichen Geschichten aus grauer Vorzeit gelangen wir im sechsten und siebten Kapitel zu Freud, Anna O., den Spekulationen, weshalb Freud die Hypnose verließ. Wir springen zum ersten Weltkrieg und dem „Shell Shock“, der Kriegsneurose, der Bedeutung der Hypnoanalyse in diesem Zusammenhang. 

Ich schreibe atemlos, um zu vermitteln, dass sich auch der Marsch durch diese Themen atemlos anfühlt. Teils überlege ich beim Lesen, ob eine Doktorarbeit zugrunde liegt mit dem Ziel, „schreibe alles über irgendwie mit Hypnose verwandte Phänomene auf, was jemals erwähnt wurde“. Generell fehlt mir in diesen ersten sieben von neun Kapiteln nicht nur der rote Faden, es fehlt das zentrale Thema, das Anliegen des Autors. Ein Faden existiert in Form einer Wäscheleine, an dem wahllos alles aufgehängt wird, was im Wäschekorb gefunden wurde.

Nun zu Kapitel acht und neun. Jetzt kommt natürlich Erickson? Nein. Jetzt kommt Daoismus. Jemand namens Robert Lindner bekommt das ganze Kapitel acht. Hypnoanalyse heute ist Thema von Kapitel neun. Auch Lindner ist, wie sich herausstellt, schon „Hypnoanalyse“.

Milton Erickson wird im Buch sechsmal erwähnt, davon einmal mit dem Hinweis, dass der Autor dessen Ansatz zwar faszinierend findet, er sich ihm aber nicht wirklich erschließe. Netto ergibt das zusammen knapp eine halbe Seite Erickson in einem Buch über die Geschichte(n) der Hypnose. Asclepios, zum Beispiel, bekommt fast fünf Seiten. Diverse, eher beliebige Anekdoten über Karate (!) nehmen mehrere Seiten ein. Induktionen von Coue werden über Seiten zitiert. Freud-Zitate gibt es im Dutzend (ohne sie wäre das Buch gefühlt zehn Seiten kürzer). Nach Betrachtung der Hypnoanalyse mit etwa 50 Seiten ist „fertig“.

Nachdem Mulvihill also in Kapitel eins bis sieben viele Dutzend Themen im Galopp gestreift hat, beschreibt und bewirbt er in Kapitel acht und neun dann letztlich ein Thema, nämlich die Hypnoanalyse, auf breitestem Raum. Der Autor schildert, wie faszinierend er persönlich dieses Verfahren findet – als Grund, hierfür ein gutes Viertel des Buchs aufzuwenden im Kontrast zum Parforceritt am Anfang sowie zum de facto ignorierten Erickson, genügt mir das nicht. Der Buchtitel erscheint, spätestens hier, deutlich fehl am Platz.

Um fair zu bleiben gegenüber einem mir unbekannten Autor habe ich überlegt, was mir bei der Lektüre von HypnoSaga womöglich positiv begegnet ist.

  1. Interessant war, dass der Autor sich gelegentlich auf das jeweilige „Krankheitsmodell“ der verschiedenen Ansätze, auch von Griechen, Ägyptern usw. bezog.
  2. Für mich als „Fan des COACH State“ war erfreulich zu erfahren, dass sich Mesmer immer erst selbst in einen ruhigen inneren Zustand versetzte, bevor er seine Behandlung begann. Auch dass er grundsätzlich den „Patienten“ schon vorab „gesund“ visualisierte, fand ich sympathisch.
  3. Mir war nicht bekannt, dass Hitler nach dem ersten Weltkrieg wegen hysterischer Blindheit mit Hypnose behandelt wurde, und welche Texte / Suggestionen (mutmaßlich) hier verwendet wurden – einerseits faszinierend, andererseits in Relation zu Dutzenden anderer „Stories“ vom Umfang her nicht nachvollziehbar.
  4. Ähnlich ergeht es mir mit den ausführlichen Erläuterungen der Kriegstraumata, die in einem Rutsch vom ersten Weltkrieg bis zum Vietnamkrieg gelistet werden: Faszinierend sind einige berührende und die Perversität von „Krieg“ aufzeigende Zitate der Soldaten - zugleich nicht nachvollziehbar, weshalb das über viele Seiten hinweg zitiert wird.
  5. Natürlich wird meine Neugier geweckt von Kapitel acht, Hypnotherapie für Psychopathen; es geht am Ende um Hypnoanalyse bei Schwerverbrechern. Der Autor gibt an, dass ihn dieses Thema fasziniert – weshalb es eines von neun Kapiteln in einem Buch über Hypnosegeschichte/n bekommt, erschließt sich mir dennoch nicht.

Mein Fazit: Eigentlich handelt es sich hier um zwei Bücher: „Hypnose seit Adam und Eva“ sowie „Was ich an Hypnoanalyse toll finde“. Die Vermischung dieser Themen erscheint mir unbegründet, in beiden Bereichen fehlt die Struktur und innere Logik, bestimmte Themen tauchen wieder und wieder auf, Begriffe werden drei bis viermal erklärt – man hat das Gefühl, der Autor hat nach Unterbrechungen nicht mehr gewusst, was er zuvor geschrieben hat.

Die Auswahl der Inhalte ebenso wie die Gewichtung folgt keiner nachvollziehbaren Logik: Erickson fehlt letzten Endes, eine Anleitung (!) für PMR (!) passt nicht in ein Buch über Hypnogeschichte, eine Fallgeschichte (von mehreren) aus dem Gefängnis ist drei Seiten lang, man findet 7 Seiten lang Beispiele von Trancetexten Coues von um 1990 usw.

Leider ist das Buch auch sehr schlecht lektoriert – ich habe ein PDF bekommen und wünsche dem Autor, dass die Endfassung sich davon unterscheidet. Obwohl ich kein Englisch–Experte bin, habe ich auf jeder Seite mindestens einen Schreibfehler gesehen. Manche davon sind offenbar nicht versehentlich (Yalom zum Beispiel wird im ganzen Buch Yallom genannt), es gibt Setzfehler seitens des Verlags. Die erwähnten viele Themen betreffenden inhaltlichen Wiederholungen wurden nicht bereinigt. Das geht wirklich besser!