Nr. 57
Neues von der ISH
International Society of Hypnosis
Artikel von
Dr. Stella Nkenke
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Cooperation In Hypnosis
…lautete das Tagungsthema des diesjährigen ISH Kongresses im Juni in Krakau.
Man kann sich nur annähernd vorstellen, wieviel Arbeit es macht, einen internationalen Kongress zu organisieren, und was es dann bedeutet, wenn dieser von 2021 auf 2022 verschoben wird und tatsächlich erst 2024 stattfindet. Wahrscheinlich weiß dies niemand besser als das polnische Tagungsteam um den jetzigen ISH-Präsidenten Kris Klajs.
Nichtsdestotrotz kamen über 700 Kolleg:innen aus mehr als 40 Ländern, von Australien, Brasilien, Belgien, Canada, China, Dänemark, England, Frankreich über Holland, Indien, Israel, Italien, Luxemburg, Mexico, Norwegen, Österreich, Schweden, Spanien, Türkei, Ungarn, USA, Ukraine, Uruguay und viele mehr. Und natürlich auch eine große Gruppe M.E.G.ler.
Vorträge und Workshops
Der erste Tag begann nicht nur mit spannenden Hauptvorträgen von Jeff Zeig, Mark Jensen und Kris Klajs, sondern auch mit interessanten Symposien, bei denen ein Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet wurde. Die Idee hinter dem Tagungsthema „Cooperation in Hypnosis“ war es, verschiedene Aspekte der Zusammenarbeit zu fördern und besonders die Zusammenarbeit zwischen erfahrenen und jungen Generationen sowie zwischen verschiedenen Kulturen und Ländern zu fördern. So stellte im Symposium „Culture and different faces of Hypnosis“ Jini Gopinath aus Indien aus Sicht der langen Tradition des Yogas dar, wie Tranceerleben seit Jahrhunderten kulturell in Indien verankert ist und auch im heutigen Alltag eine wichtige Rolle spielt. Prof. Ting Wang aus China erklärte, dass viele Medikamente der traditionellen chinesischen Medizin bereits Suggestionen der Heilung in ihrem Namen tragen und somit Suggestionen im Alltag seit jeher Bedeutung haben. Cecilia Fabre aus Mexico, Vorstandsmitglied der ISH, zeigte Bilder von rituellen mexikanischen Trance- und Tanzelementen und erklärte, dass Trance in Mexico zum Alltag gehört und als sehr wichtig wahrgenommen wird. Im Gegensatz dazu spielen im deutschsprachigen Raum alte kulturelle Rituale und alltägliche Tranceelemente eine eher untergeordnete Rolle. Vielmehr ist die Basis unserer beruflichen Arbeit mit Trance und Hypnose durch die Gründung der M.E.G. 1978 geprägt und zeichnet sich durch die Offenheit für Neues aus allen hypnotischen Himmelsrichtungen aus. So brachten schon die Gründungsväter Burkhard Peter und Wilhelm Gerl Referenten wie Jeff Zeig als Schüler von Erickson zu Kongressen und Fortbildungen. Die Referenten dieses Symposiums sehen Sie in nachfolgendem Foto.
Auch die zahlreichen Workshops zu den unterschiedlichsten Themen von Angst bis Sucht, von Schmerz über Sport oder Schnellinduktionen in der Zahnmedizin, hatten einen ganz eigenen Charakter, da sie meistens aus zwei bis drei Dozenten zusammen gestellt waren. So unterrichtete zum Beispiel Eric Greenleaf aus USA, einst der erste Hypnoselehrer von Jeff Zeig, zusammen mit der polnischen Kollegin Marta Kulpa.
Kulturelles Programm
All dies fand statt in der wunderschönen Stadt Krakau, die einen ganz besonderes Flair hat. Eine gemeinsame Stadtführung hat uns in die historischen Geheimnisse und Geschichten eingeweiht und man hatte Zeit, nebenher bekannte Kollegen wieder zu treffen oder auch neue kennen zu lernen.
Am ersten Abend gab es im Auditorium Maximum ein außergewöhnliches Willkommens-Konzert der international bekannten Band Hazmat Modine aus New York. Die Band zeigte nicht nur große Originalität in Bezug auf die dargebotenen Musikstile, die von Blues bis Brass variierten, sondern auch große Begeisterung über uns als Publikum. In den ersten Minuten saßen noch fast alle auf ihren Sitzen und lauschten aufmerksam der Musik, doch schon nach kurzer Zeit begannen einige in den hinteren Reihen zu tanzen und schon bald tanzten fast alle Teilnehmer mit: Es bildete sich eine Polonaise, die erst vor und dann auch einfach über die Bühne swingte. Die Musiker waren so fasziniert, dass sie während ihres Konzertes wahrscheinlich mehr Fotos und Videos von uns machten als wir von ihnen. Wir konnten die Musik, die Gemeinschaft und die ganz besondere Atmosphäre genießen und die Band genoss eine völlige Musterunterbrechung. Ein Publikum, das so mit ihrer Musik mitgeht, werden sie noch nie erlebt haben. Kurz gesagt: Die Stimmung war grandios und das Willkommenskonzert ein perfekter Auftakt.
Wahlen des ISH Vorstandes
Während des ISH Kongresses findet auch immer ein COR Meeting mit der Neuwahl des Vorstandes statt. Im COR sind jeweils 2 Personen aus jeder der Mitgliedsgesellschaften vertreten. Vorab wurde bereits Prof. Katalin Varga (Ungarn) als Präsidentin (President Elect) und ebenso der Schatzmeister (Secretary/Treasurer) Enayat Shahidi (Iran) direkt von den Mitgliedern gewählt.
Als Vorsitzende (Chair) des COR wurde Callie Hattingh (Australien) gewählt, als Vize-Vorsitzende (Vice Chair) Dr. Stella Nkenke (M.E.G.) und als Secretary Brian Allan (Australien). Weitere Vorstandsmitglieder (Boardmembers at-large) sind Giuseppe de Benedittis (Italien), Cecilia Fabre (Mexico), Maria Perica (Italien), Inga Nowak-Dusza (Polen). Wollie Hartman (Südafrika) und Bernhard Trenkle (als Pastpast President) verlassen den Vorstand, aber mit mir, Stella Nkenke, ist die M.E.G. weiterhin im ISH-Vorstand vertreten.
Gala-Abend, Preise, Neues Verb der Hypnose
Der Gala-Abend fand in einer ehemaligen Straßenbahnstation statt, mit reichhaltigem Buffet, Musik und auch polnischen traditionellen Tanzvorführungen.
Neben dem gemütlichen Beisammensein war ein weiterer Höhepunkt die ISH-Preisverleihung. Die Goldmedaille der Hypnose, die „Benjamin Franklin Gold Medal“, wurde an Jeff Zeig verliehen, der sichtlich gerührt war. Aber auch Mark Jensen, Mehdi Fathi, Mike Gow, Xin Fang und Maria Cristina Perica wurden für ihre Arbeiten im Feld der Hypnose mit Preisen geehrt.
Wie allseits bekannt, prägte Franz Anton Mesmer das englische Wort „to mesmerize“. Jetzt ist es an der Zeit im Feld der Hypnose ein neues englisches Verb dem Oxford Dictionary hinzuzufügen: „to trenklerize“ nach Bernhard Trenkle, einem absoluten Networker, der es immer wieder schafft, für uns interessante Hypnoseexperten oder auch Musiker (Hazmat) aus der ganzen Welt nicht nur zu Hypnose-Kongressen nach Deutschland zu holen, sondern auch an die abgelegensten M.E.G.-Regionalstellen oder auch mal nach Polen.
to mesmerize [mesmerized | mesmerized]
Verb
after Franz Anton Mesmer
to have someone's attention completely so they cannot think of anything else
to trenklerize [trenklerized | trenqulerized]
Verb
after Bernhard Trenkle
to convince someone completely so that they cannot think of teaching anywhere else than in a small town in Germany or even in Poland
Nach dem Kongress ist vor dem Kongress
Bei der Abschluss-Zeremonie hat der scheidende Präsident Mark Jensen dem neuen Präsidenten Kris Klajs die Präsidentschaft übergeben und seinen neuen gewählten Vorstand vorgestellt.
Dass Hypnose-Kongresse etwas ganz besonderes sind, wissen wir alle nur zu gut: Dass aber ein internationaler Kongress so eine Bereicherung ist, war nach der langen Pause besonders spürbar. Das Wetter, die Atmosphäre von Krakau und das entspannte Beisammensein: Alles hat dazu beigetragen zu spüren, dass es sich lohnt, weit zu reisen, um vor Ort dabei zu sein. Kontakt entsteht eben doch am einfachsten und schönsten in Präsenz, ganz abgesehen davon, dass man immer wieder neue interessante Kollegen kennen lernen kann.
Wann ist die nächste Chance, an so einem tollen Kongress teilzunehmen?
29.9 bis 3.10.2027 in Paestum südlich von Neapel. Eine tolle Möglichkeit neben dem Kongress auch das Meer, die Amalfiküste und natürlich Pompeji, Herculaneum und andere Sehenswürdigkeiten zu genießen. www.hypnosis2027.com