MEGaPhon

Vereinszeitung der Milton Erickson Gesellschaft

 Nr. 58

Die Manipulation des Gedächtnisses

Artikel von

Ortwin Meiss

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Ein Kollege erzählt mir, dass er den Schreibtisch seines Großvaters aufgearbeitet hat, und dann immer an diesem Schreibtisch saß und Pfeife rauchte. Dabei sah er seinen Großvater - zu dem er als Kind eine gute Beziehung hatte - vor sich ebenfalls Pfeife rauchend. Irgendwann hat ihm seine Mutter gesagt: „Du, der hat nie geraucht.“

Wie kommt es zu so einer Fehlwahrnehmung? Wie andere Kinder auch hat der Kollege in seiner Kindheit Märchen gehört und gelesen. In den Märchen wird der Großvater häufig als jemand dargestellt, der Zeit hat, gemütlich ist und die Welt beobachtet. Als Symbol für die Zeit und die Gemütlichkeit gilt die Pfeife, die man stopfen muss, und die dann eine ganze Weile brennt. So raucht der Großvater im Märchen Pfeife. Dieses positive Bild hat sich mit dem positiven Bild, dass der Kollege von seinem Großvater hatte, vermischt.

Ich selbst habe mehrfach bis in jüngere Zeit eine Geschichte erzählt, die ich als Junge im Fernsehen gesehen habe. Ich sah den Ablauf konkret vor mir und war überzeugt, dass sie sich genau so abgespielt habe und auf konkreten Erinnerungen beruhe. Irgendwann habe ich mich im Internet auf die Suche nach diesem Fernsehausschnitt gemacht und ihn tatsächlich gefunden. Dieser zeigte jedoch nur einen Teil dessen, was ich erinnerte. Ich hatte offenbar zwei unterschiedliche Filme zusammengefügt und daraus einen gemacht. Mein innerer Film war, wie ich etwas ernüchternd feststellen musste, zudem deutlich amüsanter als das, was ich wirklich gesehen hatte.

Wahrnehmung und Emotionen

Unsere Wahrnehmung ist nicht vergleichbar mit einer Kameralinse oder einem Aufnahmegerät. Für soziale Prozesse gibt es keine objektive Wahrheit; wir nehmen sie wahr aus unserer Perspektive und unserem Blickwinkel. Unsere Gefühle haben einen starken Einfluss auf unsere Wahrnehmung. Dies zeigt sich in vielen Alltagssituationen. Einem mies gelaunten Autofahrer begegnen Idioten, Volltrottel und Menschen, die den Führerschein nicht verdient haben. Aggressive Menschen finden überall etwas oder jemanden, über das und den sie sich aufregen können. Fährt ein Gutgelaunter, sind keine Volltrottel da.

Depressive Patienten haben wenig Zugang zu positiven Erinnerungen, was sich dann ändert, wenn sie ihre Depression überwunden haben. In einer traurigen Stimmung malt man alles schwarz (Paint it black). Die Wahrnehmung für negative Ereignisse schärft sich. Ein Gefühl von Hilflosigkeit verstellt den Blick für die Handlungsmöglichkeiten, die existieren.

Jugendliche, die sich von der Gesellschaft abgewertet und nicht akzeptiert fühlen, empfinden einen neutralen Blick als Provokation und Abwertung und beantworten diesen mit Aggressionen. In einer gereizten Stimmung empfindet man vieles gegen sich gerichtet. Wer von der eigenen Unattraktivität überzeugt ist, wird den Annäherungsversuch eines anderen so umdeuten, dass er zu seinen Überzeugungen passt, und diesen als nicht ernstgemeint, unaufrichtig oder feindselig interpretieren (will sich mein Vertrauen erschleichen). Auch Überzeugungen und Glaubenssysteme sind nicht unabhängig von Emotionen.[1]

Foto von Sam J

Übertragungsreaktionen

Die Erfahrungen, die wir mit anderen Menschen gemacht haben, übertragen wir auf diejenigen, die uns an diese erinnern. Ein Patient, der mit Zahnärzten schlechte Erfahrungen gemacht hat, neigt dazu, diese auf zukünftige Behandler zu übertragen. Ein Mensch, der plötzlich und unvermittelt aus einer Situation heraus verlassen worden ist, in der er Nähe und Geborgenheit empfunden hat, kann Ängste entwickeln, wenn in einer Beziehung wieder Nähe entsteht. Die schlechten Erfahrungen mit Autoritätspersonen können auf andere Führungspersonen (Prüfer, Vorgesetzte etc.) übertragen werden, auch wenn diese freundlich und zugewandt sind.[2] Jemand, der eine Hundephobie entwickelt, hat oft schlechte Erfahrungen mit einem Hund gemacht, die er auf Hunde überträgt, die ihm nichts zuleide tun.

Eine Klientin hat eine Hundephobie. Wann immer ein Hund ihr entgegenkommt, ergreift sie Panik und sie wechselt die Straßenseite. In ihrer Panik gefährdet sie sich selbst, da sie ohne zu schauen auf die Straße ausweicht.
Ich frage sie: „Wie erkennen Sie eigentlich, ob ein Hund gefährlich ist oder nicht?“ Bei der Frage schaut Sie erst nach unten links und scheint etwas zu sich selbst zu sagen. Dann wandern die Augen nach oben rechts, und sie scheint ein inneres Bild abzurufen. Dann gehen die Augen nach unten, was geschieht, wenn wir gefragt werden, wie wir uns fühlen. Dies führt bei ihr zu einer körperlich sichtbaren und für sie selbst spürbaren Angstreaktion.
Ich frage sie: „Was genau haben Sie eben zu sich selbst gesagt, als ich Sie gefragt habe, wie stellen Sie fest, dass der Hund gefährlich ist?“ Ihr wird bewusst, dass der Satz war: „Achtung, da ist ein Hund, der beißt!“
„Dann haben Sie doch ein inneres Bild vor Augen gehabt, welches war das?“
„Ja, wie der Hund über mich herfällt.“
„Und das hat bei Ihnen zu einem schrecklichen Gefühl geführt?“
„Ja.“
Ich frage die Klientin daraufhin: „Sie wissen doch, wie ein Hund aussieht?“ Etwas irritiert bezüglich dieser Frage antwortet sie: „Ja.“
„Stellen Sie sich diesen Hund genau vor, so dass Sie ihn innerlich vor Augen haben!“ Die Klientin schaut nach oben und schaut sich das innere Bild an, das vor ihren inneren Augen erscheint.
„Und nun sagen Sie mal zu sich selbst das, was Sie vorhin zu sich gesagt haben: Achtung, da ist ein Hund, der beißt!“
Die Klientin folgt der Aufforderung und fängt an zu grinsen. Ich frage, was los sei, und Sie antwortet: „Der beißt nicht!“
Bei der Aufforderung, sich einen Hund vorzustellen, hat die Klientin sich einen vorgestellt, der harmlos und gutmütig ist. Ich frage Sie nun noch einmal: „Wie können Sie denn erkennen, ob ein Hund beißt oder nicht?“ Die Antwort, die sie gibt, ist: „Hingucken!“ Also die Augen aufmachen, und schauen, was für ein Hund einem entgegenkommt. Das hat sie nie getan.

Fehlinterpretationen auf Basis von Erfahrungen

In zahnärztlichen und ärztlichen Behandlungen zeigt sich manchmal sehr deutlich, dass helfende Handlungen als körperliche Angriffe und Übergriffe empfunden werden können. Auf der meist unbewussten Ebene aktiviert der Patient alte traumatische Erfahrungen. Die meisten Patienten bemerken die Unangemessenheit ihrer Reaktionen. Manche empfinden sie als übersteigert, einige führen ihre Reaktionen allerdings auf das Handeln des anderen zurück, ohne dass ihnen bewusst ist, dass ihre Reaktionen auf Übertragungen beruhen und in Bezug auf das Handeln des anderen unangemessen sind. Dies zeigt sich deutlich bei Borderline-Patienten, die oft den anderen die Schuld an ihren emotionalen Reaktionen geben. Im weiteren Verlauf greifen wir dieses Thema noch einmal auf.

Gedächtnis und Wahrnehmung

Wir sollten uns darüber klar sein, dass wir die Dinge nicht so erinnern, wie sie waren, sondern so, wie wir sie wahrgenommen haben. Und selbst das müsste man einschränken, denn wir erinnern die Dinge nicht nur, wie wir sie wahrgenommen haben, sondern vor allem, wie wir sie interpretiert haben.

Vor vielen Jahren bin ich im Winter mit Begleitung in Hamburg unterwegs gewesen. Die Straßen sind vereist und nicht gestreut. Hinter mir drängelt ein Fahrer, dem ich nicht schnell genug fahre. Ich sage zu meiner Begleitung: „Wenn der weiter so dicht auffährt, knallt er mir beim nächsten Bremsen hinten drauf.“ Bei der nächsten Bremsung ist es so weit. Er kracht in mich hinein. Wütend steigt er aus und schreit mich an: „Geben Sie zu, dass sie plötzlich gebremst haben!“ Ich antworte: „Wir holen einfach mal die Polizei.“ Beim Eintreffen der Polizei rennt er auf den Polizisten los und beschwert sich: „Der hat plötzlich gebremst.“ „Ja und Sie sind plötzlich hinten drauf gefahren“, antwortet der Beamte.

Was wir erinnern, sind die Interpretationen unserer Wahrnehmung, die von unseren Vorerfahrungen, unseren Wünschen und Intentionen abhängig sind. Fragt man Paare, die lange zusammen sind, wie sie sich kennengelernt haben, so erhält man manchmal völlig unterschiedliche Geschichten, wo man den Eindruck gewinnt, dass die beiden Versionen nicht zusammenpassen. Dies zeigt sich auch bei Zeugenaussagen über das gleiche Ereignis. Jeder erzählt nicht nur das Geschehen aus seinem Blickwinkel und seiner persönlichen Perspektive, sondern vor allem die Interpretation seiner Beobachtungen.[3]

Wie unser Gedächtnis funktioniert

Unser Gedächtnis ist kein Videoapparat, bei dem wir an die Stelle zurückspielen, die wir erinnern wollen. Wie schon ausgeführt, erinnern wir die Dinge nicht so, wie sie waren, sondern wie wir sie wahrgenommen und das Wahrgenommene interpretiert haben. Unser Gedächtnis funktioniert nicht wie ein Computer, wo wir Ereignisse abgelegen und jederzeit auf sie zurückgreifen können und sie so vorfinden, wie wir sie abgespeichert haben.

Die Prozesse, mit denen sich das Gedächtnis organisiert, ähneln eher denen in einem Komposthaufen. Während ein Computer linear-logische Prozesse vollzieht, gibt es in einem Komposthaufen chaotische, einander überlappende, selbstorganisierte Prozesse. Da es sich um organische, also lebendige Prozesse handelt, entwickeln diese eine Eigendynamik. Im Computer sind alle Ereignisse unabhängig vom Zeitpunkt ihrer Abspeicherung in gleicher Weise abrufbar, beim Kompost liegen die letzten Ereignisse oben. Während im Computer die Inhalte genauso aufbewahrt werden, wie sie gespeichert wurden, verändern sich beim Kompost die abgelegten Inhalte permanent. Und je früher sie abgelegt wurden, desto deutlicher haben sie sich verändert. Der Computer folgt den Befehlen, die er bekommt, während der Kompost ein eigenes Leben führt.[4]

Dass unser Gedächtnis dynamisch die Inhalte neu verknüpft und verfälscht, lässt sich an vielen Beispielen zeigen.

Foto von Mathieu Stern

Biografische Erinnerungen

Wenn man in einer größeren Gruppe die Teilnehmer bittet, die Augen zu schließen und sich eine Kindheitserinnerung ins Gedächtnis zu rufen und dann danach fragt, wie man diese Erinnerung vor Augen hatte, so zeigt sich folgendes Bild. Ein Drittel der Personen hat die Erinnerung aus den eigenen Augen gesehen, d.h. ähnlich wie man sie damals wahrgenommen hat. Ein weiteres Drittel hat sie aus den eigenen Augen, aber gleichzeitig auch von Außen gesehen. Das letzte Drittel hat sich selbst wie in einem Film als Beobachter betrachtet. Vor allem so wie im letzten Fall kann es aber nicht gewesen sein. Wenn man etwas erlebt, dann sieht man das Geschehen nicht von Außen sondern ist Teil des Geschehens. Hier handelt es sich meist um häufig erzählte Geschichten, bei denen wir irgendwann selbst zum Beobachter wurden, oder um Geschichten, die andere - z.B. die Eltern - über uns erzählt haben und die in uns bildliche Vorstellungen ausgelöst haben, die sich im Gedächtnis verankert haben. Diese Geschichten prägen sich umso mehr ein, je öfter man sie erzählt (bekommt).[5]

Erzählungen und Gedächtnis

Erzählungen über geschehene Ereignisse wirken auf unsere Erinnerung des Ereignisses zurück. Erzählen Kinder mehrfach eine Lüge, so überzeugen sie sich selbst davon und glauben nach kurzer Zeit, dass es tatsächlich so war. Dieses Phänomen zeigt sich auch bei Erwachsenen, bei denen es lediglich länger dauert, bis eine oft erzählte, verdrehte, die tatsächlichen Ereignisse verzerrende Geschichte zur subjektiven Wahrheit wird.

Wenn sich ein Paar trennt, erzählen die Getrennten ihrem Freundeskreis die Geschichte der Beziehung. Anfangs ist bei den Erzählern das Bewusstsein durchaus vorhanden, dass die Geschichte eine sehr einseitige Darstellung der Geschehnisse beinhaltet. Je öfter man sie erzählt, desto mehr wird sie zur erlebten Wirklichkeit. Wir neigen dazu, eine Partnerschaft nach deren Ende rückblickend kritischer zu betrachten als zu der Zeit, als diese noch bestand. Hierbei handelt es sich um eine Art Rückschaufehler. Viele Dinge erscheinen plötzlich in einem neuen Licht, die man während der Beziehung aber offenbar noch ganz anders bewertet hat. Es ist daher Vorsicht geboten, wenn nach dem Ende der Beziehung bezüglich länger zurückliegendem Geschehen Strafanzeige erstattet wird, denn die Erinnerung ist möglicherweise fehlerhaft und durch das Beziehungsende und die damit verbundenen negativen Emotionen (hat mich betrogen, einfach sitzen gelassen) eingetrübt.

Was sagen uns diese Beispiele? Unser Gedächtnis ist manipulierbar. Es wird zum einen manipuliert von uns selbst. Neben den verfälschten Wahrnehmungen und Interpretationen sind es Geschichten, die andere über uns und wir uns über uns selbst erzählen, welche die Erinnerung modifizieren und verfälschen. Zum anderen beeinflussen unsere Vorstellungen von der Welt und über uns selbst ebenfalls, was wir wahrnehmen und wie wir das Wahrgenommene interpretieren und erinnern.

Die Verlässlichkeit von Zeugenaussagen

Unsere Erzählungen wirken darüber hinaus auf unser Gedächtnis zurück und modifizieren das, was wir glauben, zu erinnern. Durch mehrfaches Erzählen, bei dem wir das Erzählte innerlich nachvollziehen, wird die Geschichte für uns so real, dass sie zur persönlich erlebten Erfahrung wird.

Dass dies so ist, zeigt sich in der Befragung von Zeugen eines Tatgeschehens. Fragt man Personen, die sich laienhaft mit dem Thema Gedächtnis auskennen, „Wann sind Zeugen sicherer, dass es sich so ereignet hat, wie sie es in Erinnerung haben, kurz nach der Tat oder ein halbes Jahr später?“ Dann ist die allgemein geäußerte Vermutung, dies sei zweifellos kurz nach der Tat der Fall, denn jeder weiß, dass Erinnerungen über die Zeit allmählich verblassen. Tatsächlich verhält es sich umgekehrt. Zeugen sind oft direkt nach einer Tat unsicher bezüglich ihrer Wahrnehmung. Auf vieles wurde nicht geachtet, manches einfach nicht wahrgenommen. Dies ändert sich mit der Zeit. Dann hat sich eine bestimmte Geschichte im Gedächtnis festgesetzt und die Zeugen sind sicher, dass es genau so, wie sie es sich „zurechtgelegt“ haben, gewesen sein muss. Je häufiger die Zeugen ein Erlebnis erzählen, desto sicherer werden sie, dass es sich exakt so zugetragen hat.[6] Dieses Phänomen erklärt sich auch dadurch, dass die Wahrnehmung oft lückenhaft ist. Das menschliche Gehirn neigt dazu, diese Lücken zu füllen. Dabei greift es auf Annahmen, Erfahrungen und auch Vorurteile zurück. So kommt es vor, dass Beobachter eines Banküberfalls behaupten, der Täter habe eine Waffe in der Hand gehabt, auch wenn es nicht der Fall war. Man setzt einfach voraus, dass Bankräuber Waffen tragen.

Augenzeugen bauen mit der Zeit weitere Elemente in ihre Geschichte ein, die sie etwa von Freunden, Ermittlern oder aus der Presse erfahren, aber nicht selbst gesehen haben. Passen diese Elemente gut in die schon vorhandene Geschichte, werden sie zum Teil dieser Geschichte und auch so erinnert.

Im Raum Lüneburg hat es auf einem Bauernhof einen Mord gegeben. Ein Zeuge ist zur Tatzeit an dem Hof vorbeigefahren und hat einen Wagen gesehen, dessen Nummernschild er sich nicht gemerkt hat. Die Polizei bittet mich, ihn mit Hypnose zu dem Tatgeschehen zurückzuführen und ihm noch einmal einen Blick auf das Nummernschild zu ermöglichen. Es ist durchaus möglich, den Zeugen in Trance noch einmal in die Situation zurückzuführen, und tatsächlich erinnert er einige Details, die sich auch durch die Ermittlungen bestätigen. Er sieht auch ein Nummernschild und phantasiert eine Aufschrift und füllt damit die Lücke, die sein Gedächtnis hat, denn er hat sich die Autonummer in der Situation selbst gar nicht gemerkt.

Erinnerungsverfälschung ist ein dynamischer Prozess und findet nicht nur einmal statt. Bei jedem Erinnern können neue Informationen verknüpft werden und bereits vorhandene können verloren gehen. Dadurch werden Erinnerungen fortentwickelt und können nahezu beliebig verändert und verfälscht werden. Die Frage ist also nicht, ob eine Erinnerung falsch ist, sondern wie falsch sie ist.

Phantasie und Erinnerung

Ich behaupte, dass man Phantasien nicht von wirklichen Gedächtnisinhalten unterscheiden kann. Das mag im ersten Moment auf Skepsis und Unglauben stoßen. Meinen wir doch sicher zu wissen, ob sich irgendetwas wirklich ereignet hat oder nur unserer Phantasie entspringt. Dass diese Unterscheidung nicht so einfach ist, lässt sich an Alltagsbeispielen zeigen.

Vor kurzen habe ich eine Unstimmigkeit mit einem guten Freund über ein Ereignis aus der nahen Vergangenheit. Er ist sich sicher, dass wir uns gemeinsam mit einer uns beiden bekannten Person getroffen haben. Er betont, dass er es noch genau wisse, und liefert mir alle möglichen Details zu dem gemeinsamen Treffen, an das er sich, wie er mir versichert, genau erinnern könne. Ich merke, wie ich beginne, in meinem Gedächtnis zu kramen und nach Belegen für seine Version der Ereignisse suchen. Seine Gewissheit motiviert mich, mir vorzustellen, wie es wäre, wenn er recht hat. Der innere Film, der dabei entsteht, würde sich ins Gedächtnis implantieren, wenn es nur gelingt, einen Beweis zu finden (oder zu konstruieren), dass es so gewesen sein muss.

Wenn wir einen sehr realistischen Traum haben und aus diesem erwachen, kann es passieren, dass wir unsicher sind, ob wir etwas nun geträumt haben, oder ob wir etwas, was sich tatsächlich ereignet hat, erinnert haben. Die Unterscheidung zwischen Traum und Erinnerung gelingt uns nur über Plausibilitätsschlüsse. Wir überprüfen, ob das Geträumte in das, was wir über uns selbst und die Welt wissen, und das, was wir an episodischen Abläufen in unserem Leben erinnern, hineinpasst. Passt es nicht hinein, kommen wir zu dem Schluss, dass es sich um einen Traum gehandelt haben muss. Passt es hinein, neigen wir dazu, es als Erinnerung zu werten. Dies zeigt auch die Hypnose-Forschung.

Foto von Elias Boberg

Hypnose und Erinnerungsverfälschungen

Die Experimente von Martin T. Orne konnten zeigen, dass das Gedächtnis mit Hilfe von Hypnose und suggestiven Fragestellungen manipuliert werden kann. Versuchspersonen wurden gefragt, wie sie die vorherige Nacht geschlafen hatten. Sie berichteten von keinen besonderen Vorfällen. Dann wurden die Versuchspersonen hypnotisiert und in Trance gefragt, wovon sie die letzte Nacht aufgewacht wären. Sie begannen daraufhin etwas zu phantasieren, was geschehen sein könnte, und behaupteten beispielsweise, sie hätten einen Schuss gehört und seien zum Fenster gelaufen. Draußen wäre eine Schießerei gewesen. Nach der Trance wurden die Versuchspersonen abrupt geweckt und sofort mit anderen Dingen beschäftigt, was eine Amnesie für das in Trance Erlebte fördert. Die Amnesie bezieht sich aber nur auf den bewussten Verstand. Im Unbewussten ist die Phantasie weiter gespeichert. Nach einer Weile wurden sie erneut gefragt, wie sie die Nacht geschlafen hätten. Sie berichteten nun, sie seien aufgewacht. Draußen habe es eine Schießerei gegeben. Dann wurde ihnen gesagt, dass man ihnen dies einsuggeriert habe, doch die Versuchspersonen waren sicher und bestanden darauf, das hätten sie tatsächlich erlebt.[7]

Bugs Bunny in Disneyland

Die amerikanische Psychologin Elisabeth Loftus führte die Experimente von Orne fort und zeigte, wie leicht Menschen durch Suggestionen Erinnerungen konstruieren, die so niemals stattgefunden haben. Personen wurden kurze Berichte über Erlebnisse in der Kindheit vorgelegt, die angeblich von Verwandten verfasst worden waren: Sie hätten sich im Alter von 5 bis 6 Jahren in einem Einkaufszentrum verirrt und seien dann von einem Erwachsenen gerettet worden. Jede vierte Person konnte sich genau daran erinnern, obwohl dieses Ereignis nie stattgefunden hatte [8]. In weiteren Experimenten wurde Versuchspersonen, die in ihrer Vergangenheit im Vergnügungspark Disneyland waren, ein Treffen mit der Figur Bugs Bunny eingeredet. Ein Drittel konnte sich anschließend lebhaft an dieses Ereignis erinnern, das zum Teil mit eigenen Phantasien weiter ausgeschmückt wurde. Da diese Figur niemals in Disneyland vertreten, sondern Eigentum von Warner Brothers war, konnte ein solches Treffen aber nie stattgefunden haben[9].

Deep Fakes

Der Begriff wurde aus den Worten Deep Learning und Fake gebildet und beschreibt realistisch wirkende Medieninhalte, die durch KI verfälscht oder erzeugt wurden. Diese Inhalte wirken so wirklichkeitsgetreu, dass sie von dem Beobachter nicht als künstlich erzeugt erkannt werden. Deep Fakes bieten beängstigende Möglichkeiten, Menschen Erinnerungen an Ereignisse einzupflanzen, die so niemals stattgefunden haben. Menschen neigen dazu, das zu glauben, was sie mit eigenen Augen hören und sehen. Einem Forscherteam aus Großbritannien gelang es mit manipulierten Videos Versuchspersonen davon zu überzeugen, dass sie beim Kartenspiel betrogen hätten. Die Videos bezogen sich auf ein Ereignis, dass sich erst eine Woche vorher ereignet hatte, und überzeugten die Teilnehmer dieses Experiments, sich entgegen ihres eigenen Wertesystems verhalten zu haben.[10] Wenn man selbst beobachtet, wie man sich unpassend verhält, dann muss es auch so gewesen sein. Es ist offensichtlich. Man hat den Beweis vor Augen.

Dies zeigt, dass auch unser autobiographisches Gedächtnis nicht vor Manipulationen geschützt ist. Das, was uns über uns selbst berichtet wird, beeinflusst, wie wir uns selbst erinnern. Auch die Art, wie wir autobiographische Erinnerungen abgespeichert haben, liefert dafür einen Hinweis. Wie erwähnt sehen wir uns in vielen selbstbiographischen Erinnerungen aus einer Beobachterposition.

Die Aufklärung von Straftaten

Für die Aufklärung von Straftaten ergeben sich aus diesen Erkenntnissen eine Fülle von Konsequenzen: Der ersten Aussage eines Zeugen kommt eine größere Bedeutung zu als den später erhobenen. Es sollte klar sein, dass jede Aussage sich auf den spezifischen Blickwinkel des Zeugen bezieht, also subjektiv gefärbt ist. Der große Ermittlungsdruck und der Wunsch, dass keine Fragen offen sind, kann Zeugen dazu verleiten, fehlende Erinnerungsstücke zu ergänzen. Nach kurzer Zeit erinnern sie nur die von ihnen ergänzte Erzählung des Geschehens, aber nicht mehr das ehemals Memorierte. Je mehr sie über den Fall von anderer Seite (über Zeitungen, Berichterstatter, andere Zeugen) hören, desto mehr wird dies in ihre Geschichte einfließen. Zeugen registrieren, was die Ermittler oder die mit dem Fall Betrauten hören wollen, und richten ihre Aussagen danach aus. Viele möchten die Ermittler und die ihnen helfenden Personen unterstützen und zufrieden stellen und präsentieren ihnen die Geschichten, welche diese verbal und nonverbal positiv konnotieren.[11]

Foto von cottonbro studio

Suggestive Fragestellungen bei Ermittlungen

Suggestive Fragen sollten unbedingt unterbleiben, denn sie führen dazu, dass Erinnerungen konstruiert werden, die später auch von dem Zeugen für wahr gehalten werden. In dem Justizskandal von Worms geriet eine ganze Großfamilie unter Verdacht, ihre Kinder missbraucht zu haben. Die Kinder wurden in Heime gegeben. Einige wurden gerade dort missbraucht. Die suggestiven Fragen, welche den Kindern gestellt worden waren, führten zu eklatanten Widersprüchen und offensichtlichen Fehlaussagen, so dass der ganze Prozess schließlich wie ein Kartenhaus in sich zusammenfiel und mit Freispruch endete. Die betroffenen Familien waren nachhaltig geschädigt.
Die Voreingenommenheit der Ermittler, beteiligten Gutachter und Rechtsanwälte kann die Erzählungen eines vermeidlichen Opfers beeinflussen oder dieses ermutigen, entsprechende Anschuldigungen vorzubringen, wie in dem aktuellen Fall der Josephine R., die nahezu ihr gesamtes soziales Umfeld beschuldigte, sie missbraucht zu haben, und schließlich sogar die sie vertretende Rechtsanwältin des sexuellen Übergriffs bezichtigte.

Vor einiger Zeit beschuldigte ein ehemaliges Mitglied eines Coachingverbandes die gesamte Führungsspitze des Verbandes, seine Freundin sexuell belästigt zu haben. Die daraufhin folgende Ausgrenzung dieses Mitglieds, der vorher schon aus der Führungsriege ausgeschlossen worden war, verstärkte die offenbar paranoide Haltung des Beschuldigers.

Auch die Art einer Frage beeinflusst die Aussage eines Zeugen. Fragen, die Implikationen enthalten, haben suggestive Wirkung. „Sahen Sie ein Gewehr? Sahen Sie das Gewehr? Sie sahen doch ein Gewehr? Sie sahen doch das Gewehr?“ Solche Fragen führen zu unterschiedlichen Aussagen ähnlich wie „War da ein Gewehr? War da nicht ein Gewehr? War der Gewehrlauf kurz oder lang? War die Waffe eine Pistole?“ Auch die Wortwahl innerhalb einer Frage beeinflusst die Antwort. Bei der Beurteilung von Geschwindigkeiten kamen die Zeugen zu unterschiedlichen Einschätzungen, je nachdem ob man fragte, mit welcher Geschwindigkeit die Wagen aufeinander „gekracht“ oder „gefahren“ seien.[12]

Der Einfluss der sozialen Umgebung auf die Wahrnehmung

Dass unsere Wahrnehmung und ihre Interpretation durch unsere soziale Umgebung beeinflusst ist, wurde in vielen sozialpsychologischen Experimenten nachgewiesen.

Genauso wie Zeugen ihre Aussagen nach den Erwartungen und Einstellungen der Ermittler, der anklagenden Staatsanwälte und der Richter, der den Fall begleitenden Presse und der Öffentlichkeit ausrichten, sind auch unsere Wahrnehmungen, Interpretationen und Erinnerungen abhängig von unserer sozialen Umgebung. Wenn alle in unserer Umgebung ein Ereignis anders erinnern als wir selbst, beginnen wir an unseren Erinnerungen zu zweifeln. Entsteht der Eindruck, dass die Erzählungen der anderen richtig und unsere Erinnerung an die Ereignisse falsch ist, wird sich unsere Erinnerung den Erzählungen der anderen anpassen. Wir neigen dann dazu, die Version der anderen in unser Gedächtnis einzubauen.

Wie schon ausgeführt sehen sich viele Menschen, die biographische Erinnerungen erzählen, in den Erinnerungsfilmen selbst aus einer Beobachterperspektive. Man hält dies für eine korrekte Erinnerung. So können wir es aber nicht erlebt haben. Vielmehr ist es wahrscheinlich, dass wir das Geschehen selbst so oft erzählt haben, dass wir es aus den Augen derjenigen sehen, denen wir es berichtet haben, oder aber wir haben es selbst von unserer Umgebung erzählt bekommen und halten es nun für eine Erinnerung.

Wir neigen zudem dazu, das zu berichten, was die uns wichtigen Menschen positiv bestätigen und uns selbst in einem guten Licht erscheinen lässt.

Ein Zeuge kann durch Reaktionen seiner Vernehmungspersonen beeinflusst sein, die oft selbst unter großem Ermittlungsdruck stehen. Man braucht eine Aussage, die keine Fragen offen lässt, und reagiert erfreut, wenn der Zeuge angibt, dass er sich seiner Beobachtungen sicher sei und einen Verdächtigen eindeutig identifizieren könne. Der Druck, zu einer guten Aussage zu kommen, führt zu einer schlechten. Auch von einer zu schnellen Parteinahme für ein mögliches Opfer ist abzuraten. Dies wird die Aussagen ebenfalls in eine bestimmte Richtung lenken und verhindert eine ergebnisoffene Ermittlung.

In dem schon erwähnten Fall der Josephine R. waren sowohl die Staatsanwältin wie auch die Rechtsanwältin frühzeitig von dem Wahrheitsgehalt der gemachten Beschuldigungen der Josephine R. überzeugt, sicherten ihr ihre volle Unterstützung zu und waren mit der Klägerin, die mittlerweile wegen Falschaussage angeklagt wird, per Du, was vor allem für eine Staatsanwältin mehr aus unangemessen erscheint.[13]

Foto von cottonbro studio

Neuassoziationen und Uminterpretation in der Psychotherapie

Was ergeben sich aus diesen Erkenntnissen für Konsequenzen und Folgen für die Psychotherapie? Es reicht für die meisten psychotherapeutischen Prozesse, sich auf die subjektiven Wahrheiten des Klienten zu beziehen. Da das Gedächtnis dynamisch und veränderungsfähig ist, ergibt sich für die Psychotherapie die Möglichkeit, die Erinnerung an vergangene Ereignisse zu verändern und sogar nicht stattgefundene Ereignisse zu implantieren. Erickson sah Therapie als Neuassoziation und Neuorganisation von Erfahrung. In seinem berühmten Fall „Der Februarmann“[14] durchläuft er mit seiner Patientin eine ganze Lebensperiode, wo er ihr jedes Jahr im Februar bei den altersüblichen Schwierigkeiten als Hilfsperson beisteht.

Arbeiten wir mit belastenden Erfahrungen, beziehen wir uns auf die Erinnerungen des Klienten. Aus der neurologischen Erkenntnis, dass das Prinzip »Fire together – wire together« sich sowohl auf die Verknüpfung von Nervenzellen als auch auf die Verknüpfung von neuronalen Netzwerken bezieht, versucht man ein Traumanetzwerk mit einem Ressourcennetzwerk zu verknüpfen.

Eine Klientin leidet unter starken Selbstwertproblemen. Auch berufliche Erfolge und gute Rückmeldungen aus ihrer Umgebung können daran nichts ändern. Im Alter von 5 Jahren hat ihre Mutter sie ins Heim gebracht mit den Worten: „Ich komme bald wieder“. Tatsächlich sieht sie ihre Mutter nie wieder. Ein Kind, das wenig über das Leben und die Probleme der Erwachsenen weiß, sucht nach einer Erklärung für das Geschehen und attribuiert, da es keine findet, das Geschehen auf sich selbst. Es kommt zu der fatalen Erklärung „ich bin es nicht wert, dass meine Mutter wieder kommt“.

Kinder sind, je jünger sie sind, in ihrer Interpretation der Ereignisse egozentrisch. Das heißt, sie beziehen alles auf sich selbst. Dies ist kein Problem, wenn die Eltern gut gelaunt sind, und das Kind sich selbst als Ursache der guten Laune sieht (weil ich so ein tolles Kind bin). Es wird ein Problem, wenn Eltern einen schlecht behandeln, und man bei sich den Grund sucht und findet (weil ich es einfach nicht wert bin). Solche Interpretationen können in der Therapie korrigiert werden. Das „erwachsene Ich“ kann die Situation uminterpretieren und erkennen, welche Probleme die Mutter hatte, so dass sie ihr Kind verlassen hat, und dass diese Probleme mit dem Kind nichts zu tun haben. Die Klienten begreifen dann, dass diese Probleme schon lange, bevor das Kind geboren wurde, existent waren. Wenn diese Interpretation von dem „Kindheits-Ich“ angenommen wird, die Klientin aus dem zuvor geschilderten Fall spüren und fühlen kann, wie es ist, wenn man das jetzt weiß, trauert zwar das innere Kind, bezieht das Geschehen aber nicht mehr auf sich. Dann kann sich die Selbstwertproblematik ändern (Du bist okay, Deine Mutter hatte ein Problem, mit dem Du nichts zu tun hattest). Die Erinnerung an das Ereignis hat sich verändert. Es wird auch in Zukunft in veränderter Form erinnert.[15]

Wenn wir Klienten fragen „Welches Problem hatte Deine Mutter?“ impliziert dies, dass die Mutter ein Problem hatte. Die Frage ist also suggestiv. Ob die Klienten dann die Dinge so erinnern, wie sie waren, oder ob es sich um Pseudoerinnerungen handelt, welche die Klienten im Nachhinein so verändern, dass sie damit besser zurecht kommen, ist in vielen Fällen zweitrangig. Die Erkenntnis, dass nahe Bezugspersonen sich aus einer eigenen Problematik heraus unpassend verhalten haben, ist für viele Klienten versöhnend. Wenn sich aus den vermeintlichen Erinnerungen und deren Korrektur keine negativen Konsequenzen für aktuelle Beziehungen und das Selbstbild des Klienten ergeben, ist die Frage nach der Wahrheit obsolet.

Pseudoerinnerungen an Straftaten

Problematisch werden Pseudoerinnerungen dann, wenn es um Straftaten geht. Zum einen ist es für das Selbstbild des Klienten von Bedeutung, ob er Opfer eines schweren Gewaltverbrechens geworden ist, denn eine solche Geschichte wirkt auf ihn selbst zurück und wird sein Bild von sich selbst entscheidend beeinflussen. Für manche Klienten mag es entlastend sein, eine Erklärung für die psychischen Störungen zu bekommen, unter denen sie leiden. Für andere ist das eher belastend. Wenn sich jedoch die Verdachtsmomente gegen nahestehende Personen richten und diese plötzlich als Täter dastehen, kann dies verheerende Auswirkungen auf die Familie haben.

In der Region Basel beschuldigte ein siebenjähriges Mädchen im Rahmen eines Trennungsstreits der Eltern seinen Vater, es zu Satansmessen mitgenommen haben, bei denen Babys geopfert worden seien. Das Kind und seine Mutter waren bei einem auf Traumata spezialisierten Psychiater in Behandlung, der öffentlich erklärte, die Schilderungen des Mädchens seien glaubhaft. Diese Schilderung wurde von der Presse aufgenommen und verbreitet. Die Staatsanwaltschaft stellte später ihre Ermittlungen mit der Begründung ein, es sei „zweifelsfrei klar“, dass an den Erzählungen des Kindes nichts wahr sei.[16]

Ebenso in die Kritik geriet die Psychiatrie in Littenheid/Schweiz: Die Mitarbeiter der Traumatherapiestationen zeigten sich überzeugt von einer Missbrauchsverschwörung und einer Parallelwelt der Geheimbünde, welche rituelle Gewalt mit „unvorstellbaren“ Grausamkeiten praktizierten. Eine offizielle Untersuchung kam zu dem Ergebnis, dass die Methoden der Traumatherapeuten die Patienten durch die Suggestionen vermutlich noch kränker gemacht hätten und ihnen einsuggeriert hätten, sie seien Opfer von ritueller Gewalt. Eine der ehemaligen Patientinnen suchte mich auf und berichtete von einem hohen psychischen Druck, der auf sie ausgeübt worden sei, sich an solche Erlebnisse zu erinnern. Sie habe sich dann wohl das zusammenphantasiert, was die Therapeuten hören wollten.[17] Ihre ganze Familie sei über diese Geschichten kaputt gegangen. Das Verhältnis zu den Eltern sei nachhaltig zerstört.

Übertragung und Wahrnehmungsverfälschung

Behandlungsphobische Patienten sind eine Herausforderung für Ärzte und Zahnärzte. Die Hintergründe für die Ängste, die Anspannung und die hohe Schmerzempfindlichkeit der Patienten sind in der Regel in den Vorerfahrungen der Patienten zu finden, die entweder schlechte Behandlungserfahrungen gemacht haben oder aber schlechte Beziehungserfahrungen und Gewalt- und Missbrauchserfahrungen mit sich herumtragen, die in den Situationen der Hilflosigkeit und des Ausgeliefertseins aktiviert werden.

Ich selbst war zahnarztphobisch. Als Kind hatte ich einen extrem rüde und unsensibel agierenden Zahnarzt. Ich konnte beobachten, wie ich die Gefühle, die ich ihm gegenüber hegte, auf Zahnärzte übertrug, die behutsam und vorsichtig agierten.

Diese Übertagungsreaktionen können vom Patienten nicht immer als unpassend wahrgenommen werden. Ärztliche Behandlungen und Operationen können als Auslöser für Erinnerungen an traumatische Erfahrungen wirken. Die Patienten sind dabei oft nicht in der Lage, die alte Erfahrung und die aktuelle auseinander zu halten, und übertragen die Gefühle, die sie gegenüber einem Täter hegen auf die sie behandelnden Ärzte.

Eine Klientin berichtet von einer nicht heilenden Narbe nach eine Blinddarmoperation. Es ist unklar, ob sie sich diese unbewusst immer wieder aufmacht oder diese aus anderen Gründen nicht heilen will. Sie beschreibt, dass sie das Gefühl nicht loswerde, man habe sich während der Operation an ihr vergangen. Mit den Gefühlen assoziiert, die sie nach ihrer Erinnerung während der Operation hat, frage ich sie, ob sie diese zum ersten Mal habe, oder ob sie diese schon kenne. Sie berichtet, dass sie diese schon kenne, und erinnert Missbrauchssituationen mit ihrem Großvater im Alter zwischen sechs und zehn. Dieser habe sie gefesselt und dann missbraucht. Für die Operation wurde sie fixiert, damit sie ruhig liege. Dies hatte offenbar die Erinnerungen an die alte Traumatisierung und die Fesselungen aktiviert.

Derartige Fälle sind mir mehrfach begegnet. Eine zu schnelle Festlegung auf die Erinnerungsversion, welche die Klienten einem präsentieren, kann zu falschen Verdächtigungen führen.

Gerade sexuell Traumatisierte können selbst behutsame Annäherungen als Übergriffe empfinden, geraten dann in einen Freeze-Zustand, der von der anderen Person manchmal als Einverständnis interpretiert wird, weshalb der Partner den Eindruck von einvernehmlichem Sex hat.

Eine 16jährige Klientin gerät in eine psychotische Krise und wird mir zugewiesen. Ein Auslöser für diese Krise lässt sich nicht finden. Es entsteht der Eindruck, dass sie etwas zurückhält. Da es aber gelingt, sie zu stabilisieren, wird die Therapie nach wenigen Sitzungen beendet. Nach einem Jahr kehrt die Psychose zurück, ausgelöst durch eine Begegnung mit einem gleichaltrigen Jungen. Dieser hat sich ihr vorsichtig sexuell genähert. Das Verhalten des Jungen erscheint altersgemäß und nicht ungewöhnlich. Wie sich nun herausstellt, ist sie vor der ersten Krise mit K.-o.-Tropfen betäubt worden und dann von mehreren Personen vergewaltigt worden. Diese Erfahrung kam durch die Annäherung des Jungen wieder hoch.

Foto von Eugene Golovesov

Sozialer Einfluss auf die Erinnerungen

Der Einfluss der sozialen Umgebung auf die Erinnerungen ist vielfältig dokumentiert. Wie schon erwähnt, neigen Zeugen dazu, das zu berichten, was die Ermittler hören wollen. Von diesem Phänomen ist die Psychotherapie gleichermaßen betroffen. Die Vorannahmen, Haltungen und Einstellungen der Therapeuten sind nicht ohne Einfluss auf die Schilderungen der Klienten. Die Therapeuten sind auf vielfältige Weise gefährdet, motiviert durch eigene Themen und Probleme die Erinnerungen ihrer Klienten zu beeinflussen. Im Folgenden einige der Themen auf Seiten der Therapeuten, welche auf den therapeutischen Prozess in ungünstiger Weise einwirken können.

  • Während der Bearbeitung traumatischer Ereignisse kann der Klient in eine starke Abhängigkeitsbeziehung zum Therapeuten geraten, was diesem das Gefühl von Macht und Einfluss geben kann.
  • Die Fähigkeit, durch bestimmte Techniken intensive Gefühle auslösen zu können, kann das eigene Macht- und Kompetenzgefühl steigern.
  • Gibt es bei den Therapeuten eigene unbearbeitete traumatische Erfahrungen, besteht die Gefahr, sich über den Klienten selbst heilen zu wollen. Die Therapeuten gehen dann Themen an, die weniger im Interesse der Klienten sind, als vielmehr eigenen Bedürfnissen entsprechen.
  • Haben die Therapeuten eigene offene Rechnungen, besteht die Gefahr, dass sie im Bedürfnis, diese auszugleichen, bei ähnlichen Problemen ihrer Klienten überreagieren und die Klienten für den Ausgleich eigener offener Rechnungen missbrauchen. Z.B. werden Klienten dann unter Druck gesetzt, bestimmte Aktionen gegen die „Täter“ zu unternehmen.
  • Auch bei Therapeuten gibt es Einsamkeit und Kontaktprobleme. Da die Beziehung bei der Bearbeitung traumatischer Erfahrung besonders intensiv werden kann, kann ein Großteil der Bedürfnisse in der therapeutischen Beziehung befriedigt werden. Es kommt dann oft zu Problemen, wenn die therapeutische Beziehung aufgelöst werden soll.
  • Bei vielen Helfern findet sich eine Kindheit, in der sie vor allem dann bestätigt und gesehen wurden, wenn sie sich für andere eingesetzt und diesen geholfen haben. Menschen mit solchen Erfahrungen neigen dazu, im späteren Leben wieder nach solchen Rollen zu suchen, da sie sich nur in diesen Positionen spüren und sicher fühlen. Es entsteht eine starke Abhängigkeit von der Rolle des Retters (Co-Abhängigkeit), was den Klienten in seiner Aufgabe, Autonomie und Selbstständigkeit zu entwickeln, behindern kann.
  • Viele Therapeuten nehmen im Leben die Rolle des Beobachters ein, d.h. sie erleben bestimmte Ereignisse nicht mehr selbst (sich verlieben, Sexualität erleben, aufregende Erfahrungen machen) sondern nehmen als Betrachter daran teil. Wenn der Therapeut auf besonders dramatische Geschichten des Klienten besonders interessiert reagiert, kann dies bei manchen Klienten das Erzählen genau solcher Geschichten fördern.

Therapeuten sollten also nicht nur ihre Arbeit, sondern auch ihre Motivlage reflektieren. Dies gilt besonders dann, wenn jemand, der ehemals selbst von bestimmten Erlebnissen betroffen war, nun in der Therapeutenposition ist. In bestimmten Fällen kann eine eigene Betroffenheit hilfreich sein, wie man es bei Drogentherapeuten sehen kann, die selbst einmal abhängig waren und die Ausreden ihrer Klienten aus eigener Erfahrung kennen und gut darauf reagieren können. Diese haben die Abhängigkeit und die Drogenszene hinter sich gelassen und die Probleme, die zur Abhängigkeit geführt haben, weitgehend bearbeiten können. Jemand, der merkt, dass er stark emotional auf Schilderungen der Klienten reagiert, sollte dies für sich selbst problematisieren, selbst therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen und sich eventuell ein anderes Arbeitsgebiet suchen.

Suggestive und hypothetische Fragestellungen in der Therapie

Schon die Forschungen der Kriminalistik haben gezeigt, dass suggestive Fragestellungen Pseudoerinnerungen fördern. Während der Exploration eines Klienten sollten solche Fragen unterbleiben. Das Problem ist, dass in den meisten Psychotherapieausbildungen suggestive Fragen kein Thema sind. Das Bewusstsein über die Problematik suggestiver Fragestellungen ist nicht vorhanden.

Als die Untersuchungen von Loftus publik wurden, reagierten einige der bekannten Traumatherapeuten auf die False Memory Debatte mit dem Hinweis, sie seien davon nicht betroffen, denn sie praktizierten keine Hypnose. Das Thema wurde an die Hypnoseforschung, die auf das Thema hingewiesen hatte, zurückverwiesen. Dies zeigte eine eklatante Unwissenheit über die Entstehung von Pseudoerinnerungen bei Zeugenbefragungen, denn das Problem entsteht nicht durch Hypnose, sondern durch den sozialen Druck und suggestive Fragestellungen, und diese wirken auch im normalen Wachzustand, wenn auch weniger stark.

Fragen wie „Erinnern Sie, was Ihnen angetan wurde?“ implizieren, dass einem etwas angetan wurde. „Wie genau hat die Person x Sie gehindert, darüber zu sprechen?“ impliziert, dass sie etwas getan hat, um die Person zu hindern und dass es etwas gab, worüber der Klient nicht sprechen durfte.

Hypothetische Fragen wie „Könnte es sein, dass Sie sexuell missbraucht wurden“ sind hoch problematisch. Was könnte nicht alles sein, was kann man sich nicht alles vorstellen? Aus der Hypnotherapie kennt man die Macht hypothetischer Fragestellungen nach dem „Prinzip des Als-Ob“, über das Paul Watzlawik geschrieben hat [18]. „Stellen Sie sich vor, ein Wunder würde geschehen, woran würden Sie es merken?“ Auf diese Weise wird aus einer vorgestellten Realität eine reale, die man körperlich spüren kann.[19] Fragt man jemanden, ob es sein könnte, dass er als Kind mal verloren gegangen ist, so wird er bei genauem Nachdenken feststellen, dass es tatsächlich sein könnte.

Suggestive Fragestellungen und hypothetische Fragen sind in Explorationen möglichst zu unterlassen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass der Klient verleitet wird, Erinnerungen zu konstruieren, die nicht nur sein Selbstbild nachhaltig verändern, sondern auch seine sozialen Beziehungen in Mitleidenschaft ziehen, wenn sich gegen nahe Angehörige Falschbeschuldigungen bezüglich begangener Straftaten ergeben.

Die schwierige Suche nach der Wahrheit

Wie in diesem Beitrag ausführlich dargestellt, ist unser Gedächtnis lückenhaft, unzuverlässig, modifizierbar, beeinflusst durch Erzählungen anderer, sozialen Druck und suggestive und hypothetische Fragen. Schon unsere Wahrnehmung und Interpretation der Ereignisse, die wir später erinnern, ist fehleranfällig, denn sie ist abhängig von unseren Vorerfahrungen, unseren Haltungen und Einstellungen sowie unseren Bedürfnissen und Wünschen. Wie sicher können wir uns also sein, dass es so gewesen ist, wie wir es erinnern? Die Antwort lautet: Gar nicht!

Man kann es sich einfach machen und diese Erkenntnisse ignorieren und sich auf eine Position festlegen. Die Aussage „man muss den Patienten glauben!“ wird auch durch die nachgeschobene Begründung „weil man ihnen über Jahre nicht geglaubt hat“ nicht sinniger. Vereinzelt habe ich auch den lapidaren Kommentar gehört, dass es bei der Fehlanschuldigung bezüglich Gewalt- und Missbrauchsdelikten um in Kauf zu nehmende Kollateralschäden handele.

Foto von Cedric Fauntleroy

Die Schwierigkeiten bei der Wahrheitssuche können dazu verleiten, von den Themen „Sexuelle Gewalt“ und „Sexueller Missbrauch“ Abstand zu nehmen. Dies würde bedeuten, die vielen Menschen, die Opfer von Vergewaltigungen und Missbrauch werden, alleine zu lassen, was über Jahrzehnte der Fall war. Es wäre zudem wenig therapeutisch, die Erzählungen und Erinnerungen unserer Klienten pauschal in Frage zu stellen. Wie also mit dem Problem umgehen?

Zu mir kommt eine Klientin mit der für sie beunruhigenden Idee, sie könnte in ihrer Kindheit missbraucht worden sein. Besonders erschreckend empfindet sie die Vorstellung, es könnte ihr Vater gewesen sein, zu dem sie bisher ein gutes Verhältnis gehabt hat. Wie sich herausstellt, hat sie mehrere Bücher über das Thema gelesen. Sie hat sich immer wieder vorgestellt, wie es Frauen gehen mag, die solche Übergriffe erleiden. Danach seien diese Ideen und Vorstellungen entstanden, es könnte auch ihr passiert sein. Andere Symptome, die auf sexuelle Übergriffe hindeuten, lassen sich nicht finden.

In dem oben geschilderten Fall können wir nicht mit Sicherheit sagen, ob ein sexueller Übergriff stattgefunden hat. Aber er ist nicht plausibel. Hier kommen wir zu dem tatsächlich einzigen, was wir sagen können und auch sagen sollten. Wir können nicht wissen, was wirklich passiert ist. Allerdings können wir eine Einschätzung auf Plausibilität liefern. Wenn wir dauerhafte sexuelle Störungen finden, dissoziative Phänomene, körperliche Konversionsstörungen, Abspaltungen, typische Hinweise auf Missbrauchserlebnisse, wie Beziehungsstörungen und übermäßiges Kontrollbedürfnis, Autoaggressionen und Selbstverletzungen, Alpträume und schwere Schlafstörungen, sowie eine Übersexualisierung von Beziehungen, dann passen die Symptome oft zu den Erinnerungen und eine Plausibilität ist gegeben.

Ein Problem sind die starken Abspaltungen und Dissoziationen bei schweren traumatischen Erfahrungen. Ich habe viele Klienten behandelt, die extreme Körpererinnerung zeigten, ohne eine Emotion dabei zu erleben und ohne, dass ein Ereignis deutlich wurde, auf das sich diese Symptome bezogen. Über automatisches Schreiben und die Arbeit mit Ideomotorik ließen sich die dahinterliegenden Ereignisse explorieren. Nur sollten wir nicht denken, dass das Unbewusste nun die Wahrheit präsentiert. Bestenfalls zeigt es das, was der abgespaltene Teil der Person wahrgenommen und abgespeichert hat. Mögliche Erinnerungsverfälschungen landen auch im Unbewussten. Der Körper lügt nicht, er erinnert sich an bestimmte Erlebnisse. Nur sind diese Erlebnisse das Ergebnis der Interpretation, welche die Person von der Situation hat. Wie schon ausgeführt: Gibt es eine ärztliche Untersuchung, die an einen vorangegangenen Übergriff erinnert, wird auch der Körper so reagieren, als würde wieder ein Übergriff stattfinden.

Wir können also sagen, ob etwas plausibel ist, mehr nicht. Wir sollten uns vor allem da zurückhalten, wo es um Verdächtigungen gegen bestimmte Personen geht und unsere Klienten vorsichtig ohne Suggestionen und hypothetische Fragen begleiten, so dass sie selbst erforschen können, welche Erinnerungen zu ihnen kommen. Wir sollten sie vor zu schnellen Schlussfolgerungen und Fehlbeschuldigungen schützen und behutsam dabei begleiten, ihre Dissoziationen aufzulösen und schließlich herauszufinden, was sie erlebt haben könnten, um dies dann zu integrieren.

Abschließende Gedanken zum Umgang mit Erinnerungen

Es ist weder für den wissenschaftlichen Diskurs noch für den Umgang mit den Klienten und Patienten hilfreich, zwischen den Extrempositionen hin und her zu schwanken.

Meine Erfahrungen in der Sexualforschung des Hamburger Universitätskrankenhauses Anfang der 80ger haben mir gezeigt, es gibt wenig, was es nicht gibt, und es gibt vieles, was ich mir damals gar nicht vorstellen konnte. Die Vermutung, dass jedes vierte Mädchen sexuelle Übergriffe erlebt, zeigt, wie bedeutsam das Problem der sexuellen Gewalt und des sexuellen Missbrauchs ist, mit dem wir als Psychotherapeuten konfrontiert sind.

Beim rituellen Missbrauch sollte man wissen, dass es einfache Techniken gibt, die man nachweislich auch bei Geheimdiensten und bei Folterverhören angewendet hat[20] und die extremen Einfluss auf die Opfer dieser Techniken haben. Für die Durchführung braucht man kein ausgefeiltes psychologisches Wissen, sondern nur die entsprechenden Machtstrukturen und die Skrupellosigkeit eines Soziopathen oder einer Person, die von der Richtigkeit ihres Handelns und der Minderwertigkeit oder Bösartigkeit ihres Opfers überzeugt ist.
Dass es Sekten gibt, die solche Techniken nutzen, ist nicht auszuschließen. Die nötigen Machtstrukturen sind in Sekten gegeben.[21] Dass dies ein gesellschaftlich verbreitetes Phänomen ist, ist wenig wahrscheinlich.

Fehlbeschuldigungen schaden denen, die wirklich Betroffen sind. Das sollten auch die wissen, die im Fall des Grünenabgeordneten Gelbhaar[22] solche Intrigen stricken, und diejenigen, welche sie leichtfertig verbreiten. Die Vorsitzende der jungen Grünen nahm den Fall zum Anlass, sich nicht gegen die Falschanschuldigungen auszusprechen, sondern darauf hinzuweisen, dass dies nicht bedeute, dass man Gelbhaar innerhalb der Grünen freispreche. Damit entstand der Eindruck, dass irgendwas an den Vorwürfen dran sei.[23]

Welche Konsequenzen sollte man ziehen? Anschuldigungen gleich zu glauben ist ebenso unpassend, wie sie sofort als Phantasien oder bewusste Falschanschuldigungen zu klassifizieren. Wir wissen, dass in manchen Rosenkriegen Missbrauchs-Anschuldigungen als Waffe genutzt werden. Wir wissen auch, dass es sexuelle Gewalt und Missbrauch gibt. Wir sollten also zurückhaltend mit unseren Urteilen sein. In unseren Therapien sehe ich uns in der Verantwortung für unsere Klienten und auch in Verantwortung für das soziale Umfeld unserer Klienten. Und oft werden wir mit der unbefriedigenden Tatsache leben müssen, dass wir die Wahrheit nicht ergründen können und bestenfalls eine Einschätzung geben können, was plausibel ist.[24]

Foto von Pavel Danilyuk

Literatur 

(1) Tosello, M. T. (2012). FROM CONDITIONING TO STATE-DEPENDENT LEARNING. Contemporary Hypnosis and Integrative Therapy, 29(3), 225-235.
Eich, E. (2014). Theoretical issues in state dependent memory. In Varieties of memory and consciousness (pp. 331-354). Psychology Press.

(2) Jung, C. G. (1976). Praxis der Psychotherapie. Walter Verlag.

(3) Bak, P. M. (2020). Wahrnehmung, Gedächtnis, Sprache, Denken. Berlin/Heidelberg, Germany: Springer.
Billhardt, F., & Storck, T. (2021). Wahrnehmung und Gedächtnis: Psychoanalyse und Allgemeine Psychologie. Kohlhammer Verlag.
Gegenfurtner, K. R. (2015). Gehirn & Wahrnehmung. S. Fischer Verlag.

(4) Randall, William (2017) The Narrative Complexity of Ordinary Life. Oxford University Press

(5) Dausien, B., & Hanses, A. (2018). „Biographisches Wissen “–Erinnerung an ein uneingelöstes Forschungsprogramm. Einleitung in den Themenschwerpunkt. ZQF–Zeitschrift für qualitative Forschung, 18(2), 3-4.
Hodler, F. (2004). Biographische Erinnerungen. Herausgegeben von Beat Sterchi und Cornelia Luchsinger, Scheidegger & Spiess.

(6) Köhnken, G., & Wegener, H. (1982). Zur Glaubwürdigkeit von Zeugenaussagen: Experimentelle Überprüfung ausgewählter Glaubwürdigkeitskriterien. Zeitschrift fuer experimentelle und angewandte Psychologie.
Roebers, C., Rieber, F., & Schneider, W. (1995). Zeugenaussagen und Suggestibilität als Funktion der Erinnerungsgenauigkeit: Eine entwicklungspsychologische Studie. Zeitschrift für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie.
Blank, H. (2005). Publikumseffekte bei Zeugenaussagen. Zeitschrift für Sozialpsychologie, 36(4), 161-173.

(7) Orne, M.T., Whitehouse, W.G., Recon Reconstructing memory through hypnosis: Forensic and clinical implications. In H. M. Pettinati (Ed.), Hypnosis and memory. New York: Guilford Press, 1988. Pp. 21-63.

(8) E. F. Loftus: Lost in the mall. Misrepresentations and misunderstandings. In: Ethics & Behavior. Band 9, Nr. 1, 1999, S. 51–60,  

(9) E. Loftus: Our changeable memories: legal and practical implications. In: Nature reviews. Neuroscience. Band 4, Nummer 3, März 2003, S. 231–234

(10) Farid, H. (2022). Creating, using, misusing, and detecting deep fakes. Journal of Online Trust and Safety, 1(4).

(11) Ludewig, R., Tavor, D., & Baumer, S. (2012). Zwischen Wahrheit und Lüge. Justice Justiz Giustizia, 2, 1-19.
Rakowsky, S. (2023). Psychologische Grundlagen der Erinnerung und Vernehmung. In Handbuch Polizeipsychologie: Wissenschaftliche Perspektiven und praktische Anwendungen(pp. 641-659). Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden.
Lipmann, O. (1933). 18. Aussagepsychologie, Zeugenbegutachtung und Vernehmungstechnik. Monatsschrift für Kriminologie und Strafrechtsreform, 24(1), 354-358.

(12) Milne, R., (2003) Die Psychologie der Vernehmung: Die Befragung von Tatverdächtigen, Zeugen und Opfern. Hans Huber

(13) https://www.spiegel.de/panorama/justiz/fall-josephine-r-falsche-vergewaltigungsvorwuerfe-auf-den-spuren-eines-justizskandals-a-cae9f738-2248-4859-b104-511669292a60

(14) Erickson, Milton H., Rossi, E. (1994) Der Februarmann: Persönlichkeits- und Identitätsentwicklung in Hypnose. Junfermann

(15) Peter, B. (2009). Altersregression. Hypnose in Psychotherapie, Psychosomatik und Medizin: Manual für die Praxis, 287-299.
Meiss, O., & Grundstrategien, H. (1997). Hypnotherapeutische Methoden zur Aufarbeitung von belastenden und traumatischen Erfahrungen. Psychotherapie, 2(1), 58-63.

(16) https://www.srf.ch/play/tv/10-vor-10/video/untersuchung-gegen-klinik-littenheid-bestaetigt-vorwuerfe?urn=urn:srf:video:f47898c4-d302-4ef0-879b-cc561003c839

(17) Keller, A.S. (2019) Der Zusammenhang zwischen sozialer Exkludierung und falschen Erinnerungen https://netlibrary.aau.at/obvuklhs/content/titleinfo/5809504

(18) Watzlawick, P. (2015). Die Möglichkeit des Andersseins: Zur Technik der therapeutischen Kommunikation. Hogrefe AG.

(19) Vaihinger, H. (1986) Die Philosophie des Als-Ob. Salzwasser Verlag

(20) Koch, E., Wech, M. (2004)Deckname Artichoke: Die geheimen Menschenversuche der CIA

(21) Hassan, S. Ausbruch aus dem Bann der Sekten. rororo

(22) https://uebermedien.de/104336/rbb-stefan-gelbhaar-erschuetterndes-protokoll-journalistischen-versagens/

(23) https://www.tagesspiegel.de/politik/wir-glauben-betroffenen-grune-jugend-sieht-im-fall-gelbhaar-keinen-grund-fur-unschuldsvermutung-13068085.html

(24) Arlow, J. A. (1969). Phantasie, Erinnerung und Realitätsprüfung. Psyche, 23(12), 881-899.
Lembeck, K. H. (2017). Geschichte zwischen Erinnerung und Phantasie «. Jagna Brudzinska,