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Vereinszeitung der Milton Erickson Gesellschaft

 Nr. 58

„Auf leisen Sohlen ins Gehirn“ von George Lakoff und Elisabeth Wehling

Artikel von

Dr. Cornelie Schweizer

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„Auf leisen Sohlen ins Gehirn“ ist kein neues  Buch - aber ein Brandaktuelles, das die Sicht auf Sprache verändert. Denn in Zeiten von Fake News, gezielter politischer Kommunikation und emotional aufgeladenen Debatten bietet das Werk eine wertvolle Grundlage, um politische und gesellschaftliche Diskussionen bewusster zu führen und sich gegen manipulative Sprache zu wappnen. Sprache ist nicht nur ein Mittel zur Kommunikation. Sie ist eine unsichtbarere Regisseurin, die unsere Wahrnehmung, unser Denken und sogar unsere politischen Überzeugungen lenkt. George Lakoff und Elisabeth Wehling nehmen uns mit auf eine Reise hinter die Kulissen der Macht der Sprache. Sie zeigen, dass Sprache so viel mehr ist als bloße Informationsvermittlung – sie formt unser Gehirn und gestaltet unser Denken! Jeder Begriff, jede Metapher ist wie ein Bauplan, der unser Verständnis der Welt prägt. Besonders spannend ist für mich die Idee, wie viele politische Begriffe unsere Wahrnehmung gezielt steuern, meist ohne, dass wir es bemerken. Ich beginne mich unwillkürlich zu fragen: Wie oft bin ich selbst schon von clever gesetzten Frames beeinflusst worden, ohne es zu merken? 

Das Buch ist nicht nur eine Analyse, sondern auch eine Warnung: Wer Sprache versteht, versteht ihre Macht und das betrifft ganz besonders den Bereich der politischen Sprache: Warum heißt es „Steuerlast“ und nicht „Beitrag zum Gemeinwohl“? Warum sprechen wir von einem „Krieg gegen den Terror“ statt von „internationaler Konfliktbewältigung“? Diese Begriffe sind nicht zufällig gewählt – sie sind bewusst gesetzte, meist negativ konnotierte Bezeichnungen, die unser Denken in bestimmte Bahnen lenken. Hier wird klar: Politiker:innen, Medien und Interessengruppen nutzen Sprache gezielt, um Emotionen zu wecken, Meinungen zu formen und Narrative zu kontrollieren. Doch das Buch geht weiter; es zeigt nicht nur die Manipulation, sondern regt dazu an, Sprache als Werkzeug für positive Veränderung zu nutzen. Die Autor:innen erklären, wie wir Sprache aktiv gestalten können. Das bedeutet:, wer bewusst kommuniziert, kann sich gegen manipulative Sprachmuster wehren. Es stellt sich die Frage: Wie können wir eine Sprache der Verständigung statt der Spaltung fördern? Das Buch liefert keine Rezepte, aber es öffnet Augen für neue Möglichkeiten. „Auf leisen Sohlen ins Gehirn“ ist eine Einladung zum bewussten Umgang mit Worten – eine Aufforderung, Sprache nicht nur als Kommunikationsmittel, sondern als Werkzeug der Gestaltung zu begreifen und zu nutzen.